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10. Jun. 2003

Wie das nun mal so üblich ist, widmet man Liebgewonnenem einen Nachruf gegen das Vergessen. So auch hier für die Saison 2002/03: Der etwas andere Fußball-Rückblick im Allgemeinen und Besonderen.

Das größte Übel vorweg – der HSV….
Man nehme: Einen großen, stabilen Karton… Stecke die gesamte Saison 02/03 hinein, klebe die Kiste fest zu und verstecke sie in der hintersten Ecke des Archivs…

Zwar ist das Ergebnis der abgelaufenen Saison mit Platz vier wirklich gigantisch. Auch ich freue mich riesig, daß Hamburg zurück ist auf der internationalen Bühne. Möge das Gastspiel auf den Brettern, die die (Fußball-)Welt bedeuten, ein langes und siegreiches sein. Möge es in der nächsten Spielzeit keine Komödie, sondern vielmehr eine Tragödie für die anderen werden. Mögen wir stolz die Raute zum Himmel recken und den HSV feiern.

Aber zunächst rufen wir uns die Vergangenheit zurück ins Gedächtnis. Und dann sehen wir mal, ob wir immer noch an den internationalen Erfolg glauben (können).

Viele “Stars” wurden beim HSV in der vergangenen Saison “geboren” und genauso schnell verschwanden sie wieder in den Katakomben der AOL-Arena.
Längst vergessen beispielsweise die kurze Auferstehung von Ali Albertz. Er kam wie Phönix aus der Asche – und zerfiel ebenso schnell wieder zu Staub. Man sollte Fußball-Legenden eben nicht wieder aufwärmen.

“El Lobo” Ledesma sollte der neue Führungsspieler werden. Operation leider mißlungen. Nach ihm kräht kaum noch ein Wolf, Verzeihung, ich meine natürlich Hahn.

Ordentlich schlecht wurde es sicherlich Trainer Jara. Erst wegen der Talfahrt in der Tabelle, dann, weil sein Stuhl gefährlich wackelte (Da kann man als Ösi ja mal seekrank werden…) und nun nach vollbrachter Sensation (Wie hat er das nur wieder gemacht? Klammheimlich und mit meist unüberzeugender Leistung von Platz 15 auf Platz 4… RESPEKT!) beim Feiern mit den Freunden. Egal! Wir gönnen’s ihm aus vollem – und das voll bezieht sich nicht auf den Alkoholspiegel… – Herzen!

Die peinliche Streiterei um den entscheidenden Platz auf der Trainerbank und das Chaos in der Führungsetage hat sich glücklicherweise gelegt. Beiersdorf sieht nicht nur aus wie ein Wikinger, er steuert die Hanse-Kogge auch ähnlich sicher um die Klippen der Bundesliga.

Die HSV-Website gibt es seit der Verpflichtung von Takahara auch in Japanisch, der HSV erobert Fernost. Neben Bier und Würstchen gibt’s am Stadion nun sogar Sushi. Und demnächst muß Piecke den Ball dann mit Stäbchen fangen.

Die Auswärtsschwäche des HSV war unbeschreiblich. Es ist mir nach wie vor völlig unerklärlich, warum eine Mannschaft, die sich auswärts als Sozialamt der Liga präsentierte und beim Schlafen in Abwehr und Angriff an die lang ersehnte Fortsetzung von Dornröschen erinnerte, dennoch auf Platz 4 steht. Nicht, daß ich etwas dagegen hätte – ich bin froh, daß die anderen Teams noch unfähiger sind… Es drängt sich nur unbändig die berühmte “Was wäre wenn…..?”-Frage auf… Aber lassen wir das.

Es war nicht alles so beim HSV; wie es hätte sein sollen. Das würde auch überraschen. Und dennoch – das Ergebnis ist umwerfend. Danke, HSV. Wir freuen uns nächste Saison international auf großen Fußball und große Gegner – und erinnern uns heimlich an die unvergeßlichen Begegnungen mit Juve vor drei Jahren. Eine Fußballgeschichte, die (hoffentlich) noch lange nicht beendet ist….

Der Nachbar auf dem Kiez hat derweil ganz andere Probleme. St. Pauli muß leider den schweren Gang in die Regionalliga antreten – und auch hierfür fehlen die Gelder. Deshalb nun eine Aktion, wie sie nur die Fans von Pauli auf die Beine stellen können: “Saufen für St. Pauli”. In ausgewählten Clubs und Kneipen auf dem Kiez gibt’s das Bier (weitere) 50 Cent teurer. Der so gesammelte Erlös geht an die Kiezkicker.

Eigentlich eine gute Sache. Es fehlt der Untertitel: “Saufen für das Vergessen”. Trotzdem, liebe HSV-Fans: Helft dem kleinen, wenn auch zumeist unliebsamen Bruder. Oh möget ihr so viel trinken, daß Pauli sich die halbe Mannschaft der Bayern leisten kann und die Schandtaten des HSV vom Alkohol aus dem Gedächtnis gespült werden. Denn dann können wir irgendwann sagen: “2003 als Vierter – das war doch ein tolles Ergebnis nach einer tollen Saison….”

Doch auch in anderen Stadien herrscht nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen…

Besonders glücklich:
Dickerchen Calmund. Der Manager von Bayer Leverlosen, dem zuletzt außer drei Sitzplätzen noch ein eigener Sanitäter gestellt wurde, kann aufatmen, der Dauer-Vize belustigt uns auch nächste Saison noch in der ersten Liga. Daran konnte auch die Auferstehung von Torjäger-Urgestein Ulf Kirsten nichts ändern.

Besonders traurig:
Erneut, wie auch letzte Saison (Sehen wir da etwa den Nachfolger von Bayer 04?): Der Fast-schon-in-letzter-Sekunde-dann-aber-doch-nicht-Aufsteiger Mainz 05. Fußball kann so weh tun. Man hört jedoch, in der Schalker Therapiegruppe “Meister der Herzen 2001″ sei noch Platz. Das wichtigste in solchen schweren Stunden ist die Gewißheit: Ihr seid nicht allein!

Schuld an allem ist jedoch Marco Roos, wie er unbewußt zugab. Der gute Junge hat da wohl was falsch verstanden: “Ich werde mir jetzt einen reinballern” äußerte er nach dem Abpfiff aus Frankfurt. Hätte er etwa drei Minuten vorher einen (ins Tor) geballert, wäre das wohl für alle (außer vielleicht für den Besitzer der Kneipe) besser gewesen.

Besonders rege(n):
Man wunderte sich zunächst, warum es die Hertha diese Saison nur auf Rang 5 geschafft hat. Seit sie im Fernsehen aber zugegeben haben, für die “Krombacher Regenwald Stiftung” 100 000 € gestiftet zu haben, ist das klar – das ergibt weit über 8000 Kästen Krombacher. Die muß man erst mal trinken… Daß es dann mit dem Fußball nimmer klappt, ist verständlich. Aber es geht ja immerhin um eine gute Sache.

Besonders wüst:
Die Fußball-Prolls Basler und Effe wechseln in die Wüste. Dahin, wo sie sicherlich so mancher Trainer schon insgeheim gewünscht hat.
Vermissen werden wir sie wohl nicht – die Zeitung mit den vier großen Buchstaben wird weiter regelmäßig die größten Schandtaten der beiden melden, wie sie es immer getan hat. Bald wird es dann heißen Effe rastet aus: “Mich hat ein Lama angespuckt!”. Gerüchten zufolge denkt nun auch Super-Mario über die Veröffentlichung eines Buchs nach. Arbeitstitel: Backe, backe, Kuchen – meine schönsten Sandkuchenrezepte.

Ihr alter Freund Loddar gab den beiden zuletzt sicherlich einen guten Rat mit auf den Flug: Nur nicht den Sand in den Kopf stecken!

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