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29. Apr. 2012

Ach, ach. Vor einem Jahr war’s schlimm, als wir auf einen Schlag sieben Spieler verabschiedet haben. Dieses Jahr waren es offiziell “nur” drei Spieler (Zählt man Drobny hinzu, vier) – aber es war schlimmer. Falls das noch geht.

Selten wollte ich so wenig ins Stadion wie gestern. Einerseits wollte ich nichts mehr, als den letzten, fehlenden Punkt zum sicheren Klassenhalt, um endlich einen Strich unter diese Horror-Saison zu ziehen.
Andererseits wußte ich: Wenn das Spiel gegen Mainz aus ist, wenn die Mannschaft vom Rasen in die Kabine geht – dann war’s das. Mit Petric, mit Jarolim.

Ich wußte, daß mir der Abschied schwer fallen würde. Natürlich auch von Petric, aber in erster Linie von Jarolim.
Als die Mannschaft zum Aufwärmen einlief, gab ich mir Mühe, den “Es ist das letzte Mal, daß Jaro als zweiter das Spielfeld betritt” zu verdrängen. Das gelang mir auch so einigermaßen.

Nächste Hürde: Mannschaftsaufstellung. Ich rief wie immer alle Spielernamen. Das aber schon fast unterbewusst und automatisch. Immer mit der Angst im Hinterkopf, Loddo würde rufen “Und heute zum letzten Mal in der Arena, unsre Nummer 10, Mladen…” – er tat es nicht. Aber ich war so darauf konzentriert, zu hoffen, daß er es nicht tut – daß ich mich bei seinem ersten Ballkontakt fragte, ob ich tatsächlich vor ein paar Minuten laut “GUERRERO!” gerufen hatte. Ganz ehrlich: Ich habe daran keine Erinnerung, habe es aber getan.

Das Spiel: Nebensache.
Wir haben zwar supportet und geklatscht, es war sehr laut – aber eigentlich waren meine Gedanken dominiert von der Angst, daß irgendwann ein Zwischenstand aus Freiburg auf der Anzeigentafel erscheinen könnte. Und vom Wunsch, daß Mladen zum Abschied ein Tor schießt – und dem wiederkehrerenden Gedanken, wie sehr mir Jaro, wie sehr er UNS in bestimmten Situationen fehlen wird.

Ich habe ja sogar verstanden, weshalb wir mit Petric nicht verlängert haben. Er und ich, das war schon ne geile Zeit… aber zum Ende hin hatten wir uns ein wenig auseinander gelebt. Ich werde aber nie die vielen Tore vergessen, von denen so viele so wichtig waren. Und niemals die Europapokaaaal-Touren. Die großen Siege. Und leider die noch größeren, bitteren Niederlagen in den Halbfinals.

Was ich seit Wochen jedoch einfach nicht verstehen kann, ist warum Jarolim gehen muß. Ja, Umbruch, junge Spieler, ich versteh schon. Aber ich glaube, man kann kein besseres Vorbild im Kader haben als ihn. Keinen größeren Kämpfer. Und wenn Tesche und Skjelbred jetzt wirklich gehen dürfen, wenn sich ein Verein findet – wer bleibt dann denn noch? Rincon, klar. Und Kacar, der noch ne Weile ausfällt und eh nie völlig überzeugen wollte. Also muß doch noch jemand fürs defensive Mittelfeld her, da könnten wir doch eigentlich…. Aber mich fragt ja keiner.

Das Spiel plätscherte so dahin, es gab ab und an mal okaye Ansätze, aber nichts bemerkenswertes. Bessere Ecken als zuletzt, ein toll nach hinten ackernder Son, Bruma in einem super Spiel. Aber sonst? Tore leider Fehlanzeige. Auf der anderen Seite griff Drobny-Ersatz Neuhaus ein paar mal helfend ein.
Aber eigentlich war das alles egal.

Und dann, plötzlich: Ein Zwischenstand aus Freiburg. Leichtes Unwohlsein zwischen Einblenden der Logos und dem Ergebnis. Einsnull für Freiburg. YES!

Der Zwischenstand aus Freiburg kam noch öfter – irgendwann stand es Viereins – und es war klar, daß Köln verliert. Und wir damit durch sind, egal, was in Hamburg passiert.

Eine Viertelstunde vor Schluß nahm Fink Petric runter. Puh. Kloß im Hals, Pipi in den Augen. Nicht nur bei mir – auch bei Petric.

Und dann die Gewissheit: Nicht mehr lang, dann geht auch Jarolim vom Platz. Ob ich mal eben aufs Klo oder zum Wurststand…?

Irgendwann, es war wohl auch ungefähr eine Viertelstunde vorm Ende, Freiburg führte zwoeins gegen Köln, sagte der Capo: “Jetzt ist alles egal!” Fortan sangen wir fast ausschließlich “DA!VID! JA!RO!LIM!, SCHALALALALA!”. Immer und immer wieder.
Jeder Ballkontakt wurde bejubelt. Beim “Ooooooooooh”, während wir auf einen neuen Ballkontakt warteten, wurden uns die Hände lahm und die Schultern brannten. Egal, durchhalten. Für Jaro – er hat es verdient.

In der 89. nahm Fink ihn runter. Glaube ich. Ich konnte das nicht so genau sehen, ich hatte was im Auge…

Dann endlich: Abpfiff. IMMER ERSTE LIGA!

Die Mannschaft streifte sich “Wir für Euch! Ihr für uns!”-T-Shirts über und trug ein entsprechendes Transparent vor sich her. Dann gab es Blumen und warme Worte – erst für Romeo Castelen, den sympathischen Pechvogel, der so oft verletzt war. Dann für Petric, der heulte wie ein Schlosshund. Und für Jarolim, der ein paar Worte an die Fans richtete. Beide mit ihren kleinen Töchtern auf dem Arm.

Drobny wurde nicht offiziell verabschiedet, die Kurve forderte aber auch ihn. Ehre, wem Ehre gebührt.

Und immerimmerwieder DA!VID!JA!RO!LIM! SCHALALALALA!
Ich schien nicht die Einzige zu sein, die vor hatte, ewig weiterzusingen – damit er nicht geht, damit das Spiel nicht vorbei ist – und damit auch nicht seine Zeit in Hamburg.

Es hat, natürlich, nicht funktioniert. Daher singe ich jetzt einfach, frei nach Freddy Quinn:
Jaro, komm bald wieder, bald wieder nach Haus!

In diesem Sinne:
NUR DER HSV! IMMER ERSTE LIGA!

Wer 13:30 Minuten Zeit und Taschentücher griffbereit hat: Hier gibt’s die ganze Verabschiedung im Video.

8 Kommentare »

  1. nedfuller schreibt:

    Ich habe das Spiel über viel gesungen und geklatscht, aber meine Stimme verloren habe ich durch das David Jarolim! und Mladen Petric! Schreien nach dem Schlußpfiff.

    Ich hoffe einfach wir werden in der nächsten Saison nicht in die Situation kommen, in der wir unbedingt einen Vorbildprofi wie Jarolim brauchen werden.

    29. Apr. 2012 | #

  2. CrazyChemist schreibt:

    Kinners, Fußball ist egal. Die Bundesliga hatte ja eine Saison Pause habe ich gehört und ab August geht es dann endlich wieder los. Richtiger Fußball und so -.-
    Aber wie ich noch HSV schauen kann ohne Jaro, weiß ich wirklich noch nicht. Mladen ist ein Guter (Ich denke da nur an unser Auswärtsspiel im St.Adtteil, welchem ich ja durch Glück und Schwiegervater beiwohnen durfte), aber Jaro – der ist für mich fast schon in einem Atemzug wenn nicht mit Seeler, aber irgendwie doch mit Bein, von Heesen zu nennen. Diese Identifikation mit dem Verein, diese immer 100%-Einstellung im Training und auf dem Platz. Nie meckern, einfach weiter arbeiten. Großartig. ich habe das Video übrigens noch nicht schaut, da es mit an dem notwendigen Berg Taschentücher mangelt. Vielleicht morgen mal, oder übermorgen…Oder lieber auch nicht, weil dann hat der Abschied ja nicht stattgefunden, wenn ich es nicht gesehen habe…

    30. Apr. 2012 | #

  3. DerTim schreibt:

    DAVID!JAROLIM! SCHALALALALA!

    Ich konnte am Schluß nicht mehr singen, weil ich nicht mehr wollte, sondern weil der Kloß im Hals alles dicht gemacht hat :’(

    Jaro ist HSV.

    30. Apr. 2012 | #

  4. pleitegeiger schreibt:

    Ich weiß ja, daß Spieler kommen und gehen, die Raute aber bleibt. Nur bei Jaro ist das so schwer – neun Jahre, das ist einfach so verdammt lange. Was haben wir alles mit ihm erlebt!
    Ich war natürlich schon vor Jaro HSV-Fan – die intensiveren Erinnerungen habe ich aber an die Zeit mit ihm. Was auch daran liegt, daß vor 7 Jahren die Zeit anfing, in der ich häufiger ins Stadion konnte.

    Ich hoffe einfach, daß sich für ihn ein netter Verein findet, gerne auch in der Liga. Und daß er irgendwann zu uns zurück kommt, als Jugendtrainer. Und dann werden wir wieder da stehen und singen: DAVID JAROLIM, SCHALALALALA!

    @nedfuller So einen Profi kann man immer brauchen. Aber diese Saison war es wohl besonders wichtig, daß er da ist und vorweg marschiert.

    @CrazyChemist Genau das ist es: Diese völlige Identifikation. Und man hat es ihm geglaubt, es wirkte nie aufgesetzt. Weil es das nicht war!

    @DerTim Jaro ist HSV. ’nuff said.

    30. Apr. 2012 | #

  5. moz schreibt:

    Bei Petric ist es mir definitiv leichter gefallen als letzte Saison bei Benjamin – das hat mich mehr berührt.
    Jaro: Ja, da muss man nichts zu sagen, fang ich jetzt schon fast wieder an zu heulen. Ich hatte ne Gänsehaut, als wir anfingen, jeden Ballkontakt von ihm mit einem “OOOOOOOOOOOOOOOOOOOH” anzukündigen und ihn dann zu feiern. Lieber als Rost will ich Jaro bald wieder im Verein sehen. Möge er es uns verzeihen, dass wir ihn nicht einfach über eine Transistionsaison rübergehen lassen in andere Bereiche des Vereines. Das ist schon peinlich in seinem Fall. Andererseits: Schaut Euch DEDE bei der Borussia an – der wird dort auch wieder aufschlagen, wenn er seine letzten zwei Jahre woanders absolviert hat.

    Was sonst bleibt: Das dumpfe Gefühl, dass auch in der Kaderplanung noch viel Unruhe auf uns wartet. Pleite/Nicole, Du hast ja das defensive Mittelfeld als eine von fast allen Baustellen schon benannt. Warum wir Adler holen und nicht lieber einen der guten jungen Spieler wie Trapp und Drobny gegen so einen eine Saison noch in einen heißen Zweikampf schicken, ehe er geht, weiß nur Arnesen – wie so viele Dinge (Kuyt??? Ernsthaft??) weiß er das hoffentlich am Ende besser als wir. Denn viel Luft nach unten haben wir nun nicht mehr.

    30. Apr. 2012 | #

  6. moz schreibt:

    ach, ein P.S.: Drobny war beim Volksparkett echt ein kleiner Schweijk, den Schalk im Nacken und gerade heraus.

    30. Apr. 2012 | #

  7. CrazyChemist schreibt:

    So, Video geschaut und mir vorgestellt, ich wäre im Stadfion gewesen. Snief kann ich dazu nur sagen. Mein Stadion ist irgendwie weit weg. Und meine Urlaubsplanung war auch schon mal besser…Wir sind in der Sommerpause in HH…

    1. Mai. 2012 | #

  8. Dave schreibt:

    Jaro und Petric waren große HSVer, keine Frage. Aber dass ich das Spiel aus beruflichen Gründen auslassen musste, war wenig dramatisch. Habe meine nicht gerade gering einzuschätzen Kräfte an dem Tag ohnehin mehr in Richtung Freiburg projeziert, damit da der Sack für uns zugemacht wird :D

    Speziell Grande Jaro war so eine wohltuende Ausnahme in dieser Welt der ganzkörpertättowierten Kretins. Ich würde da ja alle rausschmeißen, aber wer sind dann die anderen 8 Feldspieler neben Jarolim und Messi? :D

    3. Mai. 2012 | #

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