Am Freitag, als der Herr Nedfuller (verständlicherweise!) völlig genervt nach dem Düsseldorf-Spiel auf die Mannschaft schimpfte, Beister und Son “nie wieder sehen” wollte und sogar das böse A-Wort in den Mund nahm, da tat ich das, was ich immer tue: Ich glaubte an den HSV. O-Ton: “Ja, es war eine Katastrophe. Aber es war doch nur EIN Spiel – am Dienstag hauen wir Schalke weg und dann sind wir wieder im Soll!”
Ich sollte Lotto spielen, Toto, Rennquintett, irgendwas. Aber Ihr wißt ja, der Aberglaube.
Dienstagabend, 20 Uhr, Schalke in Hamburg – das ist zwar eine tolle Partie, aber für Heimauswärtsfahrer auch denkbar blöd terminiert. Wenn ich Frühschicht habe und vom Büro direkt nach Hamburg fahre, kommt mein ICE laut Fahrplan um 19.56 Uhr in Hamburg an. Das klappt nicht ganz. Und “nur” für das Spiel freinehmen, in Hamburg pennen und morgens vor der Arbeit wieder zurück… Puh. Geht, klar, unzählige Male gemacht. Aber auch anstrengend und ich werde ja nicht jünger, der Urlaub nicht mehr, und überhaupt.
Ich wußte ja, was mir entgeht. Weil ich tatsächlich, wie gegen Dortmund auch, keine Sekunde am Sieg gezweifelt habe.
Aber vor den Sieg hatte der Fußballgott den Stimmungsboykott gesetzt. Heute begann die Kampagne “12:12″ – in den ersten 12 Minuten und 12 Sekunden der nächsten Spiele wird geschwiegen – im Zuge der “Keine Stimme, keine Stimmung”-Aktion gegen das DFL-Sicherheitspapier, das am 12.12. verabschiedet werden soll.
Vorm Anpfiff: Laut wie immer. Hamburg, meine Perle. Wo ist im Hamburg der Norden. HSV forever and ever. Ihr kennt das.
Und dann, Anpfiff – Totenstille. So muß sich ein Geisterspiel anhören. Fußball ohne Stimmung ist irgendwie… Fußball ohne Stimmung.
Gegenüber in der O2 World spielten parallel die Toten Hosen – in der Arena, in der der HSV spielte, war zunächst tote Hose. Zumindest auf den Rängen.
Auf dem Rasen dagegen: Ein völlig anderer HSV als zuletzt in Düsseldorf. Zum einen von der Aufstellung her: van der Vaart verletzt, Son verletzt, Rincon angeschlagen. Aogo nicht links hinten, sondern auf der linken Seite im Mittelfeld. Der HSV seit längerer Zeit mal wieder nicht nur mit Raute aufm Trikot, sondern auch aufm Platz. Skjelbred in der Startelf.
Und was soll ich sagen? Das sah verdammt gut aus! In den ersten zehn Minuten gleich zwei gute Chancen durch Aogo und Rudnevs.
Pünktlich in Spielminute 12:12 brandete Support auf – und weckte damit offenbar Schalke, denn die fanden dann plötzlich besser ins Spiel. Schalke wird also offenbar von einem Applausometer angetrieben. Oder brauchen unsre etwa Ruhe, um konzentriert spielen zu können? Ich werde das beobachten, 12:12 geht ja weiter.
Es ging mit Nullnull in die Halbzeit, ich wechselte (wie gegen Mainz übrigens!) einen Tee in meiner HSV-Tasse ein – und die komplette Journaille unkte schon wieder.
Man müsse dem HSV in der zweiten Halbzeit ja eigentlich gar kein Tor hinstellen, die würden das dann ja eh nimmer treffen, ohne van der Vaart schon gar nicht und BÄÄÄMM! Maxi Beister mit einem unfassbaren Strahl. Einsnull.
Und während ich noch so grenzdebil vor mich hingrinste und die Scooter-Tormelodie in meinem Kopf nachhallte – Ruuudiiii zum Zwonull. Was ist eigentlich das Gegenteil von “Glück auf”?
Plötzlich ist mir wieder klar, weshalb ich diesen Verein so liebe: Er ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt.
Kurz vorm Ende wurde es dann noch mal kurz spannend: Rincón macht die Ballerina, hat die Arme überm Kopf, der Ball knallt gegen – Elfmeter. Für mich einer dieser “WO SOLL ER DENN DIE AXT HERNEHMEN UM SICH MAL EBEN DIE HAND ABZUHACKEN?”-Elfmeter, aber hey, vermutlich bin ich deshalb kein Schiesdrichter geworden. Memo an Arnesen: Im Winter Spieler mit abschraubbaren Armen kaufen.
Adler hält den eigentlichen Elfmeter, aber leider den Ball nicht fest – der landet direkt vor Huntelaars Füßen – zwoeins.
In der Nachspielzeit dann ein Elfer für uns – und der erste Gedanke: Wer schießt den jetzt? Badelj – und das sicher. DREIEINS! Schlußpfiff! FUCKYEAHHEIMSIEG!
Und zwar schon der vierte diese Saison – das ist erschreckenderweise einer mehr als in der kompletten letzten.
Der HSV wechselt von “Oh Gott, sind wir schlecht!” zu “Oh Gott, sind wir gut!” in fünf Tagen. Hoffen wir, daß wir nicht wieder in einer Achterbahn sitzen, die auf den nächsten Abgrund zusteuern – sondern daß wir ausnahmsweise mal Tickets für den Hochseilgarten haben.
Jetzt weiß ich übrigens auch wieder, was Ihr immer mit dem “van der Vaart-Effekt” meintet: Daß der HSV ohne ihn besser spielt als mit. Können wir den noch irgendwie umtauschen..? ;-)
Beim nächsten Heimspiel bin ich dann auch endlichendlich wieder mit dabei. Auch, wenn die letzten zwei Heimsiege ohne mich stattfanden und ich langsam Angst habe, daß man mir inzwischen die Dauerkarte gesperrt hat.
In diesem Sinne:
Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!
Oder, um es heute mal mit Scooter zu sagen:
ALWAYS HAMBURG!
fuckyeahheimsieg!
Boah, gerade nach Düsseldorf tat das richtig gut. Jeder setzte sich ein, jeder lief für seinen Kollegen und gekämpft haben sie auch.
T. und ich schauten uns immer wieder an und fragten uns, wo die denn am Freitag gewesen sind, beim HSV waren die Spieler nicht, die haben die lethargischen Zwillinge auf den Platz geschickt.
Zu Beister und Son.
Ketzerisch könnte man sagen, wir waren so flexibel, weil Son nicht auf dem Platz war. Und bei Beister: Hast du den Jubel gesehen. Ich mag sowas nicht
(Sorry, im Moment habe ich mich auf ihn eingeschossen, es war ein geiles Tor und endlich ein gutes Spiel von ihm)
28. Nov. 2012 | #
[...] Pleitegeiger weiß nach dem Spiel ihres HSV gegen Schalke wieder, warum sie ihren Verein so liebt. Plötzlich [...]
28. Nov. 2012 | #
Weißt du übrigens, dass man Fuckyeahheimsieg auch auf Always Hamburg singen kann?
Ansonsten: Grandioses Spiel unserer Raute und die Bergbauer aus Gelsenkirchen wurden zurecht verschüttet. Großartig war für mich das Wechselspielchen von Aogo und Jansen und die Variante mit Beister im Sturm finde ich wiederholenswert! Wobei…wir haben weder ein Taktik-, noch ein richtiges Spielerproblem. Wir haben ein Einstellungsproblem. Wenn alle 100% geben, gewinnen wir prinzipiell gegen jeden, wenn aber einige nur Mitläufer spielen, geht es wie gg Düsseldorf voll in die Hose.
Unser einziges Ziel für den Rest der Saison sehe ich darin, Konstanz in das Spiel zu bekommen, damit ich nicht mehr von der Tabelle den Boden See, sondern nach oben schauen kann.
Ich mache mal das lustige “wenn”-Spielchen: Wenn wir gegen Düsseldorf gewonnen hätten und auch in Freiburg, täten wir 5 Punkte mehr auf dem Konto. Schau mal auf die Tabelle…
Jetzt also ohne Arslan in WOB. Schlagzeile für nächste Woche (gewünscht):
VW von Dino überrollt.
In diesem Sinne,
NUr der HSV
28. Nov. 2012 | #
[...] beschreibt den Heimsieg absolut treffend: FUCKYEAHHEIMSIEG. Bei spielverlagerung gibt es wie gewohnt eine Betrachtung der Taktik und Systeme und der [...]
28. Nov. 2012 | #
Es ist übrigens nach Mainz das zweite Mal, das der gute Nedfuller mit dem Bier ein Tor gebracht hat: bei Mainz kam er gerade wieder und streckte uns die Pappe mit den Bechern entgegen, als Son traf; gestern standen wir auf der Treppe zum Block und wollten gerade wieder rauf, als wir uns kurz umblickten und gerade eben noch sahen wie Rudi vollstreckte. Ein echter Tausendsassa, der Mann! ;)
29. Nov. 2012 | #
[...] Links Einen Spielbericht aus der Sicht eines Fans vom Hamburger SV findet ihr auf Pleitegeigers Weblog. [...]
7. Dez. 2012 | #