Man erzählt sich, am Sonnabend sei Bundesliga gewesen. Angeblich hat der HSV sich in München eine historische Schlappe abgeholt. Ich kann das nicht bestätigen, ich habe dem Radio bei Verkündung der Bundesliga-Ergebnisse lautstark beide Mittelfinger gezeigt. Als ich versehentlich vor einem Fernseher saß, als es in den Nachrichten um jenes Spiel ging, schaute ich weg.
Es gibt Dinge, die muß ich nicht sehen. Wirklich nicht. Es würde mich nur daran hindern, es schnell zu verdrängen. So dagegen werde ich vermutlich in einigen Wochen Sätze sagen wie “Was? Achtnull? Das denkst Du Dir doch grad aus!” (Ja, an vielen Tagen klappt das auch mit diesem komischen anderen Spiel in München, das es vor nicht allzulanger Zeit gegeben haben soll.)
Ich habe das Spiel nicht live gesehen, nicht im Radio gehört und nicht auf Twitter verfolgt. Nur einmal in der Halbzeit den Zwischenstand gecheckt (“Nulldrei? Herr Olic bitte in den Strafraum, Herr Olic bitte!”) und kurz vor Ende dann die Schlußminuten auf Twitter.
Das tat ich nicht etwa, weil ich davon ausging, daß es so endet. Ganz im Gegenteil. Ich wollte vielmehr einen Auswärtssieg herbeiignorieren, wie es diese Saison schon in Dortmund und Paderborn geklappt hatte.
Ja, ich dachte tatsächlich, daß der HSV in München vielleicht was mitnehmen kann. Und zwar was anderes als eine neue Peinlichkeit.
Ich glaube das IMMER. Ich würde es auch dann glauben, wenn der HSV alleine und gleichzeitig gegen Real Madrid, Bayern München und Galway (Grüße an die Playstation!) antreten müßte.
Dennoch ist mir beim letztlichen Endstand von (Wirklich? Das denkst Du Dir doch grad aus!) Achtnull nicht mal das Krönchen in den Matsch gefallen.
Meine Güte… Es ist Bayern!
Ich weiß nicht, ob die so gut waren oder wir so schlecht. Ich will es auch gar nicht wissen. Ich will nicht wissen, ob die Aufstellung stellenweise idiotisch war, der Schiedsrichter einen Elfer pfiff, der keiner war oder ob er ein reguläres Tor nicht gab.
Das ist doch alles auch nicht ausschlaggebend.
Es ist doch aber eigentlich auch gar nichts schlimmes passiert.
Ja, klar, die Peinlichkeit. Aber hat man sich daran nicht langsam gewöhnt? Haben wir nicht wesentlich peinlicheres mit dem HSV erlebt?
Ja, klar, das Torverhältnis. Aber mal ehrlich… HSV und TORVERHÄLTNIS? Diese Saison sollte man diese Worte ohnehin nicht im direkten Zusammenhang bringen.
Ja, klar, die historische Schlappe. Und dann noch im 100. Duell. Ist mir fast wurscht, ehrlich gesagt. Wäre es nicht frustrierender gewesen, der HSV hätte 90 Minuten das Spiel dominiert und in der Nachspielzeit ein Kullertörchen kassiert?
Vielleicht ist es ein Schlag vor den Latz zur rechten Zeit. Nach zwei Siegen in Folge sah das schon fast alles zu rosarot aus. Einen umkämpften, knappen Sieg der Bayern hätte man sich da prima schönreden können.
Das wird nach einem Achtnull (Nee, oder? Wer kassiert denn ACHT Tore in einem Spiel? Der HSV hat in der gesamten Hinrunde ja nur NEUN geschossen!) vermutlich eher schwer. Auch für die üblichen Verdächtigen, die nach Spielende gerne mal Statements mit “Man muß…” beginnen, anstatt sich erst mal an die eigene Nase zu fassen.
Vielleicht ist das alles gar nicht so blöd, angesichts des Programms der kommenden Wochen. Vorausgesetzt, es gibt dann auch eine entsprechende Reaktion auf dem Platz.
Und man sagte mir, daß Menschen, die das ganze realistischer angehen als ich, ohnehin mit keinem der sechs Punkte aus den zwei Spielen gegen Bayern kalkuliert haben. Und von sechs unmöglichen hat Zinnbauer immerhin in der Hinrunde einen geholt.
In diesem Sinne… Auch, wenn hier jetzt gleich eine Horde Phrasenschweine vorbei galoppieren wird:
Ich verliere lieber einmal achtnull (Echt jetzt? Das denkst Du Dir doch grad aus!) als achtmal einsnull.