Er kommt spät, aber er kommt: Mein Post zum Ausscheiden des HSV. Hier wird es keine Fußball-Analysen geben… es ist längst alles gesagt. Wie ich über den Trainer denke, wißt Ihr auch. Und, liebe Marlies, ich hab es nicht vergessen: Das ganze Drumherum bekommt noch den versprochenen Post… Aber nun erstmal zum Fußball:
Ich weiß es noch, als wär es gestern gewesen. Das Rückspiel gegen Osasuna in Pamplona. Champions-League-Quali. André war im ICE aus Frankfurt nach Hamburg unterwegs, ich saß zuhause vorm Fernseher und mußte ihm per SMS das Spiel tickern. Plötzlih fiel ein Tor und wir waren in Europa. Ich erinnere mich an den Freudentaumel, die überschwänglichen Blog-Einträge und die Freudetränen. Und jetzt, nur wenige Monate später, ist all das wieder vorbei.
Mittwoch war einer der schwärzesten Tage meines Daseins als Fußballfan. Ich war im Vorfeld wirklich überzeugt, daß der HSV wie Phoenix aus der Asche auf die europäische Bühne zurückkommt. Ich habe unerschütterlich daran geglaubt, daß wir zumindest noch Gruppendritter werden und ich nächstes Jahr zum UEFA-Cup nach Hamburg fahren kann.
Statt UEFA-Cup erwartete uns das Tal der Tränen. Aber fangen wir von vorne an…
Unsere Plätze auf der Südtribüne waren die gleichen wie gegen Arsenal. Wo gegen Arsenal noch Engländer neben André saßen (Aus sicherheitstechnischen Gründen versucht André immer, mich von den Gästefans fernzuhalten. Nur, weil ich gerne pöble und manchmal ein wenig aggressiv bin… Pffff.), saß diesmal ein kleines, dickes, portugiesisches Männchen. Ein Männchen, das beim Anfeuern (oder Schimpfen??) gurgelnde Laute ausstieß und das aussah, als würde es aufgrund seiner Körperfülle sofort wider aufspringen, wenn man es umstößt. Nach dem ersten Tor des FC Porto wollte ich dann gerne ausprobieren, ob der Herr wirklich ein Stehaufmännchen ist, wurde aber daran gehindert. Hmpf.
Zum Spiel selbst muß (und will) ich nicht viel sagen. Kirschstein hat das mit dem Abschlagen nicht wirklich erfunden. Und das mit dem Bälle festhalten, statt nur zu fausten, auch nicht immer. Gut, ich könnte es auch nicht. Daher wurde ich aber auch Schreiberling und kein Torwart. Unsere Ecken waren eine Katastrophe. Da mußte ich sogar den Vollpfosten hinter uns, die ich eigentlich fast noch lieber vermöbelt hätte als den Portugiesen, zupflichten. Die kamen nämlich irgendwann auf die Idee, man sollte doch mal fragen, ob man statts einer Ecke nicht einen Einwurf haben könne.
Müßte ich dem ganzen etwas positives abgewinnen, so wären es wohl die Einwechslung von Berisha, seine erste Aktion (Wenn der Ball reingegangen wäre…! Nein, lassen wir das. Quälen wir uns nicht länger.) und natürlich das Tor von van der Vaart.
Es hilft alles nichts. Endstand 1:3, der HSV steht schon nach vier von sechs Gruppenpielen als Gruppenletzter fest. Bye bye Europa. Verdammte Scheiße.
Stumm trotteten wir zur S-Bahn und fuhren zurück in die Stadt. Ich war zu geschockt und zu frustriert um zu reden. Ich konnte nichtmal heulen. Irgendwie war ich wie betäubt.
All jene, die sofort nach Abpfiff sagten “Ich verkaufe jetzt mein Ticket fürs Moskau-Spiel” wollte ich schlagen. Was soll das denn bitte?! Natürlich werde ich auch zum letzten Gruppenspiel nach Hamburg fahren. Dem HSV in der Champions League die letzte Ehre erweisen.
Was ich allerdings nicht tun werde, ist meinen London-Trip antreten. Ich habe nach wie vor kein Ticket, der ganze Trip würde mich ein Heidengeld (plus Verdienstausfall) kosten… und all das für ein Freundschaftsspiel. Das bringe ich, ehrlich gesagt, nicht übers Herz. Das wäre mir zu bitter. Ich werde den Flug canceln… und den Abend auf der Deutschland-Premiere von “Casino Royale” verbringen. (Hoffentlich gibt’s da nen Fernseher!! Sehen will ich das Spiel ja schon…)
Ich hatte mir das zugegebenermaßen alles anders vorgestellt. Aber da gibts nur eins… Aufstehen, Mund abwischen und weitermachen. Auch 2007 gibts wieder Plätze für die Champions League und den UEFA-Cup. Noch ist nicht aller Tage abend….
PS: Grüße an Pistolero, den wir endlich mal live sahen, als wir alle noch gute Laune hatten…
Ich kann mir nicht helfen, ich finde diesen Post weinerlich. Ja, gut, is’ schon scheiße, wie wir uns europäisch präsentiert haben – keine Frage. Aber mein Gott – Mund ab- und Schwaben verputzen. Nützt ja nix. Wird auch wieder besser – irgendwann nach der Winterpause …
7. Nov. 2006 | #
Ich finde ihn nicht weinerlich. Er spiegelt zummindest das wieder, was ich auch an diesem Abend gefühlt habe… Leere, Enttäuschung und die bittere Einsicht, dass eine Schwalbe noch längst keinen Sommer macht…
7. Nov. 2006 | #
@ Matthias: Ich bin mir nicht sicher, ob Du das überhaupt nachvollziehen kannst. Daß der Fußball bei verschiedenen Menschen eine unterschiedliche Stellung im Leben einnimmt, haben wir schon an anderer Stelle umfangreich diskutiert.
Abgesehen davon war ich -mit André, Pistolero, Ilona…- mittendrin, statt nur dabei. Uns trennte keine Mattscheibe von dem Debakel. Wir hatten keinen Kühlschrank in Reichweite, der gut mit Bier gefüllt war. Möglicherweise leiden wir daher auch mehr.
Natürlich wird es besser. Ich bin die Letzte, die das jemals anzweifeln wird. Aber jetzt, für den Moment, der schon verdammt lange andauert, tut es weh.
Ich weiß, daß ich hier nicht jedem aus der Seele spreche. Das will ich auch nicht. Das ist mein Blog, nicht das aller HSV-Anhänger. Und wenn es mich schmerzt, dann nehme ich mir durchaus das Recht raus, das zu posten.
@ Pistolero: Danke.
7. Nov. 2006 | #
Ich will Dir weiß Gott nicht das Recht absprechen, Deine Meinung zu bloggen. Ich will nicht mehr, als meine Meinung dazu sagen. Davon mal ab ziehe ich mir den Schuh nicht an, als Gelegenheitsstadionbesucher “Fan 2. Klasse” sein zu sollen.
7. Nov. 2006 | #
Ich hab Dich nicht zum Fan 2. Klasse gemacht. Ich weiß nur, daß ich in der Hinsicht sehr extrem bin, was die Stellung des HSV in meinem Leben betrifft. Und live ist nunmal emotionaler als aus der Konserve.
Schuhe solltest Du besser anziehen… is kalt draußen. Hast ja Messners Füße gesehen.
8. Nov. 2006 | #
Es sei Dir unbenommen, das Emotionale für Dich so zu sehen – das heißt aber nicht, dass es allen so geht.
8. Nov. 2006 | #