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Pleite on Tour 2013/14

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25. Feb. 2014

Normalerweise freue ich mich jedes Mal auf den Anblick der Arena. Auf die HSV-Fahnen, die stolz im Wind flattern. Auf Uwes Fuß. Auf den Gang ins Wohnzimmer, das Spiel, das Drumherum. Fußballtage sind Feiertage.

Dieses Mal war alles anders. In der S-Bahn war mir schlecht, weil ich wußte, was mich erwartet. Die Fahnen auf Halbmast, Uwes Fuß umringt von Blumen, Kerzen und letzten Grüßen. Das erste Spiel ohne Hermann. Hermann Rieger, Ex-Physiotherapeut, Namensgeber des Dinos, HSV-Ikone.

Hermann, den ich so oft in der Kurve gesehen hatte, der mir bei meinen europäischen Auswärtsspielen fast immer begegnet war. Hermann, der immer gut gelaunt war, alle Burschi nannte, immer lächelnd und zuversichtlich den Daumen in die Höhe reckte – egal, wie krank er eigentlich war.

Ich bin mir nicht sicher, ob das Nicht-HSVer verstehen können. Da ich Uwe Seeler und Kevin Keegan nie habe spielen sehen, war Hermann für mich der Inbegriff des HSV. Die Konstante, die all die Jahre da war. Die personifizierte Raute.

Und ich weiß, daß ich damit bei weitem nicht die Einzige bin. Am Mittwoch, einen Tag nach seinem Tod, gab es einen spontanen Trauermarsch. In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde bis morgens um vier eine Abschieds-Choreo vorbereitet.

Beim Basteln mußte ich aus organisatorischen Gründen leider passen, beim Aufbau am nächsten Morgen war ich dabei. Es wurde eine Blockfahne in Position gebracht, die Spruchbänder vorbereitet und Tausende schwarze Pappen gefaltet und verteilt.

Dann folgte der schlimmste Teil des Tages: das Spiel. Und ja, ich weiß, wie das aus der Sicht derer, die das Ergebnis kennen, klingt.

Ich habe schon häufig ein Tränchen im Stadion verdrückt und mache daraus auch keinen Hehl. Aber selbst Jaros Abschied, der mir wirklich zugesetzt hat, war ein Lachkrampf gegen das, was vorm Anpfiff kam.

Bei der Mannschaftsaufstellung rief Loddo bei jedem Spieler die Trikotnummer und HERMANN. Das Stadion antwortete mit RIEGER. Also der Teil, der vor lauter Kloß im Hals noch was rausbrachte. Klappte bei mir nicht bei allen Spielern.

Die Choreo war beeindruckend und ergreifend. Eine wunderbare Geste, um an einen tollen Menschen zu erinnern.


Danke für alles und Servus, Burschi. Wir werden Dich nie vergessen!
Danke an @HeideJensinger für das Foto!

All das überstrahlte, was auf dem Platz und am Rande des Platzes passierte. Das erste Spiel von Mirko Slomka als Trainer des HSV, das Comeback von Rajkovic, der von Fink einst verbannt wurde und danach nie wieder zurück in die erste Elf fand.

Und ja, irgendwie überstrahlte es auch das erste Spiel des HSV seit langem, in dem er Fußball spielte. Präzisen Fußball, in dem einfach mal alles klappte. In dem keiner nachließ. In dem alle gemeinsam an einem Strang zogen.

Nach den krassen Patzern gegen Braunschweig flog Adler wieder wie früher und hielt und hielt und hielt. Jiracek, der so lange nicht auf dem Platz gestanden hatte, machte ein Tor der Art, wie es sonst der HSV in den letzten Spielen reihenweise kassierte – es hätte eigentlich nicht fallen dürfen. Lasogga hat zwei Dortmunder neben sich und flankt trotzdem, Jiracek hat zwei Dortmunder neben sich und köpft (!) trotzdem den Ball ins Tor. Und natürlich Schallanollu, der einfach mal aus 41 Metern einen Freistoß ins Tor zimmert. BÄMM!

Trotz Platz 17, trotz Niederlagenserie, Trainerwechsel und Querelen, trotz dem hauchdünnen Ein-Punkte-Vorsprung auf Platz 18: Ich hatte zu keiner Sekunde Angst, daß das Spiel verloren geht. Im Gegenteil – ich war, was das betraf, von Anfang an die Ruhe selbst.

Der Heimsieg, das Dreinull gegen Dortmund – es tat wahnsinnig gut, keine Frage. Und doch war es ein bittersüßer Sieg.

Wie sagte Jojo nach dem Spiel so schön zu mir? “Eigentlich wollte ich heute ein Spiel des HSV sehen, aber die waren irgendwie nicht da….”
Ich weiß nicht, wer da unsere Trikots trug. Aber sie standen ihnen verdammt gut. Vielleicht haben sich ja nach dem DFB-Pokal gegen Bayern auch Thiago & Co. im Kabinentrakt verlaufen – und dann beschlossen, Dortmund noch ein wenig auf Abstand zu halten.

Vielleicht saß aber auch einfach Hermann neben dem Fußballgott und hat ihm auf die Finger gehauen.

In diesem Sinne:
Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!

3. Sep. 2013

Haaaach, Kinners. Fußball kann so schön sein!

Das letzte Wochenende war großartig. Okay, es begann mit einem ausgefallenen Zug, statt auf meinem reserviertem Sitzplatz fuhr ich im Gang auf den Boden gekauert nach Hamburg – und kam mit schrecklichen Kreuzschmerzen an.

Dennoch ging’s vom Bahnhof ohne Umwege direkt zum Choreo-Basteln auf Einladung von CFHH. Von 20 bis 24 Uhr klebten wir ein Spruchband zusammen, schnitten Buchstaben aus, tapeten sie aufs Spruchband und umrahmten sie mit Schatten.
Ich wußte, daß mir Tags drauf alles weh tun würde… und ich liebte dennoch jede Sekunde davon.


Mein erster geschnittener und geklebter Buchstabe war das R von Jahre. Isses nicht schöööön? ;)

Um halb zwei war ich im Bett, um acht klingelte der Wecker. Denn so ne Choreo, die baut sich ja auch nicht allein im Stadion auf. Treffen war um 10.15 Uhr, um 10.30 Uhr ging’s ins leere Stadion. Blockfahne schleppen, Blockfahne ausbreiten (und ca. 20 Minuten im Stockfinsteren UNTER der Blockfahne stehen), Pappen falten, Pappen verteilen… Zur Stadionöffnung um 13.30 Uhr war alles bereit.


Probeliegen. Und da war ich ca. 20 Minuten drunter – es war dunkel wie im Affenbobbes.

Was dann folgte, war in etwa so, wie wenn man als Kind auf die Bescherung gewartet hat. Klappt alles? Liegt alles richtig? Wird es gut aussehen? Ich stand so neben mir – als ich irgendwann später feststellte, daß Lam spielt, war ich überrascht. Ich habe vermutlich bei der Mannschaftsaufstellung seinen Namen gerufen – ich habe es nur nicht registriert.

Und dann kam die Mannschaft – und mit ihr die Choreo. Aus unsrem Block sah ich es ja nur von der Seite, aber man konnte schon ahnen, daß alles klappt. Als sie dann kurz auf der Anzeigentafel zu sehen war… Gänsehaut pur. Von mir aus hätten wir gar nimmer anpfeifen müssen, ich war schon glücklich.

Da der wunderbare @HerrEberhardt seit dieser Saison mit dem Rest der Heinos auf der Süd sitzt, habe ich auch ganz großartiges Fotomaterial bekommen. Vielen Dank! #kleinerdrei


Foto: @HerrEberhardt

Was dann folgte, waren tatsächlich 90 Minuten sowas wie Fußball. Ja, ich weiß, gegen Braunschweig. Aber man kann das auch einfach mal hinnehmen und sich freuen! Braunschweig hat den Aufstieg schließlich auch nicht in der Tombola gewonnen.

Es sah einfach alles viel besser aus als in den letzten Spielen – wo ich bei Zoua beispielsweise vorher immer das Gefühl hatte, er sei noch nicht in der Mannschaft angekommen, paßte jetzt viel mehr, Bälle kamen an, Laufwege schienen abgestimmt. Daß ihm sogar ein Tor gelang, um so schöner.

Achtung, Seltenheit: van der Vaart machte ein großartiges Spiel, nicht nur wegen des Tors. Beister gefiel mir ebenfalls gut (zwei Vorlagen!). Und daß Calhanoglu nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung schon ein Tor schoß… HACH. Vom FreistoßBÄMM in der Schlußminute ganz zu schweigen.

Heimsieg, Viernull, tolle Stimmung, HachSV. Es war eines dieser Spiele, das mich mit so vielem versöhnt hat. Eines dieser Spiele, bei denen ich die ganze Welt hätte umarmen wollen – und mit der HSV-Family anfing. Eines dieser Spiele, bei denen ich wieder gemerkt habe, wie sehr ich diesen Verein liebe – egal,was passiert.

Lieber HSV, das war ganz wunderbar. Bitte mehr davon! Ich helfe dann auch wieder beim Choreo basteln, versprochen!

In zwei Wochen sehen wir uns in Dortmund – ich freu mich!
Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!

20. Aug. 2013

Was für ein Wochenende. Ich war zum ersten Mal seit Mai wieder in Hamburg. Die Vorfreude war riesig – Hamburg, Heimspiel, meine HSV-Family. Großes Hach.

Daß der Italiener, bei dem wir Freitags meist essen gehen, uns die Heimsieg-Pizza verwehrte, weil der Pizzateig aus war… Nun ja. Am Essen wird’s ja nicht liegen, dachten wir, und vor Jena hatten wir auch Pasta.

Der Spieltag war zunächst geprägt von unbändiger Freude. In der Sbahn klebte ich an der Scheibe, als führe ich die Strecke raus zum Stadion zum allerersten Mal. Am Ziel angekommen warteten schon Freunde, die ich viel zu lange nicht gesehen hatte. Den Weg zum Stadion mußten alle wegen mir etwas schneller zurücklegen – ich konnte es nicht erwarten.

Was mich immer wieder umhaut, ist der Anblick des Stadions, wenn ich zum ersten mal aus dem Umlauf raus in den C-Rang trete. HACH.

Das erste Mal hoch in den Block, an die vertraute Stelle, das erste Mal das Einlaufen der Torhüter, das erste Mal die Mannschaft zum Warmmachen… es ist alles noch so viel schöner, wenn man weiß, daß man das weitere 16 Male vor sich hat.

Gespannt waren wir alle aufs gemeinsame Einklatschen mit der Mannschaft – Heimpremiere! Es übertraf meine Erwartungen. Auf den Fotos sieht das schon ziemlich geil aus.

Dann ging’s los, endlich, endlich. Gegen meinen Beinahe-Heimatclub aus Hoppenheim – den ge*hust*en Retortenverein, dessen Verbleib in der Liga wir Dortmund verdanken.

Was folgte, war aus HSV-Sicht in etwa so schön wie der Gästeblock voll. Das viel zu frühe Nulleins konnten wir ja noch ausgleichen, Elfmeter, van der Vaart, schon wieder. Über die zweite Halbzeit möchte ich allerdings lieber den Mantel des Schweigens legen.

Einsfünf hieß es zum Schluß und meine wahnsinnig gute Fußballlaune war gewichen. Was blieb, war Entsetzen über das, was auf dem Platz passiert war – und Wut über die Vorkommnisse auf den Rängen.

Ich werde einfach nie verstehen, wie man sein eigenes Team auspfeifen oder ausbuhen kann. Ich werde auch nie verstehen, wie man bei einem einsdrei 25 Minuten vor Schluß schon gehen kann.
Und wieso man schon zum Beginn eines Spiels lautstark einen Spieler (Rud-Neeeevs!) fordert, den der Trainer draußen gelassen hat, ist mir auch nicht ganz klar. Logisch, man schmeichelt und stärkt damit den einen, den man feiert. Aber verunsichert man nicht die elf, die auf dem Platz stehen?

Egal. Lassen wir das, es bringt nix.

Erschreckend ist natürlich die große Anzahl der Gegentore, und das zu Hause. Schon auf Schalke kassierten wir drei, zuvor in Tests gegen Dresden (vier) und West Ham (drei) auch sehr viele. Das ist natürlich nicht ganz so optimal, da muß was passieren…

Gegen Hoppenheim war die Abwehr schon kein Hühnerhaufen mehr, das gesamte Defensivverhalten der Mannschaft erinnerte mehr an Hähnchengeschnetzeltes!

Einzelne Namen zu nennen macht da gar keinen Sinn… das war eine komplette Vollkatastrophe. Und trotzdem verstehe ich die aktuelle Panikmache nicht. Letzte Woche, nach dem guten Auftritt auf Schalke, waren wir schon Meister – und jetzt sind wir quasi abgestiegen. Zumindest, wenn man den Medien und der breiteren Masse Glauben schenkt.
Wenn das alles schon klar ist… Wozu haben wir denn dann noch 32 weitere Spieltage?

Übrigens scheint sich inzwischen bis ins Kraichgau rumgesprochen zu haben, daß es in Hamburg eine sündige Meile gibt. Nur hätte man den Spielern sagen sollen, daß die nicht im Volkspark liegt. So oft, wie die unsren Spielern an die Wäsche sind, und teils schon von weitem den Arm nach dem Trikot des Gegenspielers ausstreckten… Nun ja. Egal, daran lag’s nicht.

Nach dem Spiel, mit nicht mehr ganz so guter Laune, traf ich dann endlich den Rest meiner HSV-Family. Und siehe da, Bier und liebe Freunde machen dann doch irgendwie alles etwas erträglicher.
Wir standen immer noch beim Bier, als der Bus des Gegners losfuhr und wünschten der Gastmannschaft natürlich gewohnt freundlich eine gute Heimfahrt.

Zurück in Barmbek taten wir dann das, was viele HSV-Fans nach dem Debakel vom Verein forderten: grillen.

Fink gab den Spielern nach dem Spiel übrigens zwei Tage trainingsfrei, ich mir zwei Tage blogfrei. Gleiches Recht für alle.

Mit einem Unterschied: Ich habe am Sonntag vor meiner Rückfahrt etwa drei Stunden beim Choreo-Basteln verbracht. Ganz ehrlich: Es war großartig, die perfekte Frustbewältigung. Nicht jammern, sondern machen. Das sollte man viel öfter tun!

Also aufstehen, Krönchen richten und auf nach Berlin!
Ich freu mich auf 10.000 Hamburger – und den Jubiläumsmarsch zum Stadion.

Glaube, Liebe, Hoffnung.
Nur der HSV!

6. Aug. 2013

Endlich wieder Fußball!!! Seit Tagen, ach was, Wochen, hatte ich auf Sonntag hingefiebert. 1. Runde DFB-Pokal, auswärts beim SV Schott Jena.

Testspiele schön und gut – aber ich brauchte endlich wieder den guten Stoff. Pflichtspiele, Stadionluft, Support bis zur Heiserkeit. Die Sommerpause war mir wie immer zu lang.

Aus Berlin ging’s mit dem Auto nach Jena, wir erreichten die Stadt zeitgleich mit einem Wolkenbruch. Erster Gedanke: Hamburger Wetter! Wir haben Hamburger Wetter! Zweiter Gedanke: Verdammt, das Stadion ist nicht überdacht und Du hast nur ein Trägershirt an…

Aber hilft ja nix! Also raus ausm Auto und rein ins Stadion. Auf dem Weg dahin wateten wir schon durch knöcheltiefe Pfützen, die Schuhe sogen sich mit Wasser voll, die Glückssocken quietschten. Nach wenigen Metern war ich nass bis auf die Haut. (Später sollten wir hören, daß der Regen sogar die Autobahn überschwemmt und zu einer Vollsperrung geführt hat…)

Egal. Ich bin nicht aus Zucker und beim Fußball ist mir eh alles andere egal. Letztes Jahr wurde ich zum Saisonauftakt in Karlsruhe gegrillt, wieso sollte ich also nicht dieses Jahr bei strömendem Wetter in die Kurve?

Das dachten sich außer mir noch etwa 4000 HSV-Fans – und hier und da hörte man in Anlehnung an einen aktuellen Ballermann-Hit “Aber scheiß drauf, Jena ist nur einmal im Jahr…” Richtig!

Kaum im Block, hörte dann sogar der Regen auf (und kam dankenswerterweise auch nicht zurück). Das Stadion, das Ernst-Abbe-Sportfeld, ist herrlich oldschool und bietet Platz für knapp 12 000 Gäste (und eine Hummel Hummel).

Hummel Hummel auswärts in Jena

Und dann ging’s endlich los. Warm singen, einklatschen. Zum Ende des Warmmachens kam die Mannschaft in die Kurve, stellte sich in einer Reihe auf – und fing an, mit uns zusammen zu klatschen. Etwas ungelenk und unrhythmisch noch – aber da wir uns jetzt immer vorm Spiel gemeinsam einklatschen, wird das sicher.

Das Ritual soll den Kreis der letzten Jahre ablösen. Wer mich kennt, kann sich denken, daß ich’s großartig finde. Der Kreis war nach außen hin so abgeschlossen, während des Rituals drehten alle dem Stadion den Rücken zu. Jetzt genau das Gegenteil – man sucht quasi die Nähe der Fans, macht mit ihnen gemeinsame Sache.
Schönes Zeichen. Mal sehen, was draus wird!

Und dann, endlich: Anpfiff.
Mir war ja klar, daß ich den Fußball vermisst habe. Wie sehr, wurde mir allerdings erst klar, als ich ihn zurück hatte…

Das Spiel war über lange Strecken so, wie ich’s befürchtet hatte. Schott warf sich in jeden Ball, der HSV vergab Chance um Chance – und ich konnte spüren, wie meine Haare minütlich grauer wurden.

Mit Nullnull ging’s in die Pause und die Angst wuchs, daß Schott irgendwann einen Ball reinstolpert und man sich schon wieder lächerlich macht.

Dann wechselte Fink allerdings Rudi ein – und damit die Wende. Plötzlich lief’s doch noch: 73. Rudnevs, 77. Rudnevs, 79. van der Vaart, 83. Zoua.

Endstand: 0-4

Fairerweise muß man sagen: Das Ergebnis klingt überragender, als das Spiel war. Und ja, zum Schluß war Schott Jena einfach auch zu platt, um noch groß Gegenwehr zu leisten. Wir haben es gemacht wie die Katze mit der Maus – wir haben sie müde gespielt und dann erst den Kopf abgebissen. Bleibt abzuwarten, ob das auf Schalke am Sonntag auch klappt…

Nach den Toren wurde es in der eh schon lauten Kurve richtig zauberhaft. Wir sangen gleich mehrfach das Lied über das schellende Telefon in Kopenhagen und eine Woche Sandstrand (EUROPAPOKAAAAAL!), aber auch das von mir sehr geschätzte “Mein Hamburg lieb’ ich sehr” von Abschlach, mit in die Höhe gereckten Schals, und natürlich “Auf der Reeperbahn nachts um halb eins”… Hach!

Nach Abpfiff kam die Mannschaft in die Kurve, klatschte die Fans ab – am längsten blieb Jonathan Tah, der große Kleene, der in dem Spiel sein Profi-Debüt gab.

Applaus

Jonathan Tah

Die Tour hatte alles, was ich so lange vermisst habe. Spannung, geile Stimmung und am Ende Jubel. Tags drauf war ich müde, erschöpft, heiser – und überglücklich. Das kann so auch nur Fußball.
Schön, daß er endlich wieder da ist!

Inzwischen sind die Schuhe und die Glückssocken wieder trocken und ich freue mich auf die Auslosung am Samstag. Ich hab’ sogar ausnahmsweise mal einen Wunschgegner…

In diesem Sinne:
Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!

17. Jul. 2013

gestern fand ich endlich ein Lebenszeichen von Dir in meinem Briefkasten. Du hast mir eine Karte geschickt, eigentlich zwei, um genau zu sein. Eine aus Jena und eine aus Hamburg. Ich glaube, Du möchtest mir damit sagen, daß Du Dich freust, wenn wir uns wiedersehen.

Ich freue mich auch schon sehr. Unser letztes Treffen ist einfach viiiiel zu lange her.

Bevor wir uns wiedersehen, muß ich Dir allerdings etwas beichten. Ich habe Dich betrogen, im Juni. Es war aber nur Fußball, wirklich!

Ich wollte Dir ja gar nicht fremdgehen, es ist einfach so passiert. Du hattest Dich schon in den Sommerurlaub verabschiedet und ich hatte noch so Lust auf Fußball.

Dann ging alles ganz schnell. Ein guter Freund fragte, ob ich mit ihm seinen Verein besuchen möchte, den VfB Stuttgart. Ja, ich weiß, da sitzt der Trainer auf der Bank, der Dir und mir viel Schmerz zugefügt hat.

Aber weißt Du, es ging gegen Bayern, die magst Du doch auch nicht. Da kann man schon mal für 90 Minuten ausnahmsweise Stuttgart sein.

Und auch wenn das Stadion voll war, und das Spiel zigfach übertragen wurde, und es am Ende sogar einen Pokal mit allem drum herum gab…
Am schönsten war es, als vor dem Spiel die Trikots und Fahnen aller Teilnehmer am DFB-Pokal zu sehen waren. Ich hatte nur Augen für den Kerl in Deinen Farben!

Und auch später, während des Spiels… Die Stuttgarter haben ihre Mannschaft die ganze Zeit angefeuert und Lieder gesungen. Für mich klang es allerdings immer so, als würden sie Deine Lieder mit einem falschen Text singen…Kannst Du Dir das vorstellen? 80.000 Leute, und keiner kann den Text?
Ich mußte die ganze Zeit nur an Dich denken, und wie schön das jetzt wäre, Deine Farben zu tragen und Deine Lieder zu singen.

So blieb ich, die sonst notfalls auch 90 Minuten singt, klatscht und anfeuert, weitestgehend stumm – außer dem kurzen, ehrlichen doppelten Torjubel für Harnik. Ja, okay, ich geb’s zu: Und ein, zwei Gemeinheiten in Richtung VfB-Trainer und Gegner. Aber hey, so kennst Du mich doch…

Mein lieber Fußballverein, was ich Dir noch sagen wollte, ist:
Fußball ohne HSV ist möglich, aber sinnlos.

Ich freue mich auf Dich, wir sehen uns in Jena!
In diesem Sinne:
NUR DER HSV!

17. Mai. 2013

Ich weiß noch genau, wo ich war, damals, im Mai 2001, als Schalke fünf Minuten lang Meister war.
Ich saß mit Stadionkumpel B. in Heidelberg in meiner Stammkneipe und schüttelte ungläubig den Kopf über meinen HSV. Nicht zum letzten Mal in meinem Fan-Leben.

Seit jenem Tag hatte der HSV bei vielen Fans anderer Vereine diesen Makel: Ihr seid Schuld. Ihr habt es versaut.

Als der HSV am Samstag nach Hoffenheim fuhr, um die am Abgrund zur zweiten Liga taumelnde TSG in die Tiefe zu stoßen, bot sich die Möglichkeit, diesen Makel ein wenig auszubügeln. “Versaut es nicht wieder!” hörte ich häufig im Vorfeld.

Und da man wichtige Dinge am besten selbst macht, machte ich am Samstag das, was alle normalen Menschen am Wochenende so machen: Ich fuhr ins Grüne.

Bisher kannte ich diese Freizeitgestaltung ja eher von Hören sagen – ich fahre am Wochenende nämlich eher nicht ins Grüne, denn das wäre ja Bremen, sondern ins Schwarz-Weiß-Blaue.

Und mein Schwarz-Weiß-Blaues ist dann doch eine andere Art der Idylle als das Grüne, in das Unmengen Großstädter Wochenende für Wochenende aufbrechen.
Blumen gibt es keine, der Rasen steht zwar im Mittelpunkt, ist aber überschaubar – und mit der Ruhe und dem Vogelgezwitscher ist das auch eher so ‘ne Sache.
In meinem Schwarz-Weiß-Blauen pfeifen keine Vögel, sondern der Schiedsrichter (oder das unzufriedene Hamburger Publikum) und wenn’s wirklich still ist, dann läuft irgendwas gründlich schief.

Dann war da also dieses “ins Grüne” am Samstag – ein Stadion mitten in der Pampa, umgeben von Rapsfeldern, Äckern, grünen Wiesen – und mit einem Froschteich vor der Tür, der mehr Lärm machte als die Heimfans. (Ich wünschte, es wäre ein Scherz – es ist aber keiner.)

Für mich war es der erste Besuch im Sinsheimer Stadion – damals, in der ersten Erstligasaison, stand ich im Mannheimer Carl-Benz-Stadion im Block und sah meinen HSV verlieren.

Es folgten für den HSV weitere unschöne Spiele im Kraichgau. Die Bilanz vor Samstag: Vier Spiele, ein Punkt, 1:12 Tore.
Das ging so nicht, da mußte mal jemand ran, der Ahnung hat. Thorsten Fink. Son und Rudnevs. Das Nudelholz und ich.

Ich war im Stadion, wie ich immer im Stadion bin – viiiiiiel zu früh. Und dennoch war der Gästeblock proppenvoll. Fast 90 Minuten vor Anpfiff war es schwer, überhaupt noch einen Platz zu finden, es wurden Fahnen geschwenkt, geklatscht und gesungen. Bombenstimmung! Zumindest an meinem Ende des Stadions.

Stadionkumpel B. war diesmal übrigens auch wieder da. Wir fanden uns im Gedränge des Blocks allerdings nicht. Vielleicht besser so – unsere letzten gemeinsamen Spiele endeten jeweils mit unschönen Niederlagen und dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal.

Diesmal sollte alles anders werden. MUSSTE. Für den Hoffenheimer Abstieg – und eine kleine Rest-Chance, doch noch den Sprung ins internationale Geschäft zu schaffen.

Aufregung? Fehlanzeige. Aus irgendeinem Grund war ich schon den ganzen Tag tiefenentspannt. Und das, wo das mit dem HSV nicht immer so gut klappt gegen Vereine, die unten drin stehen – und es für Hoffenheim die letzte halbwegs realistische Chance war, sich vorm Abstieg zu retten.

Eigentlich KONNTE der HSV nur verlieren. Tat er aber nicht. Son traf in der 18., Aogo in der 35. – ein Zwonull bei einem Abstiegskandidaten reichte für eine sehr entspannte, wenn auch franzbrötchenlose Halbzeitpause.

Danach ging’s gut weiter: Jiracek erhöhte in der 60. auf 3:0. AUS!WÄRTS!SIEG!
Daß direkt im Anschluß das Dreieins fiel… nunja. Schade, ein wenig unnötig – aber nichts, was mich aus der Ruhe bringen würde.

In der 78. brachte Fink dann Rudnevs, zehn Minuten später machte der das 4:1. FUCKYEAHAUSWÄRTSSIEG!

Was folgte, waren lange Gesichter seitens der Hoffenheimer, eine AuswärtsUFFTA – und dieses wunderbare Transparent in den Händen unserer Mannschaft:

Tradition schlägt jeden Trend

Sehr viel mehr braucht es eigentlich gar nicht, damit ich einen verdammt guten Tag habe. Und weil ich so ein unheimlich bescheidenes Ding bin, könnten wir das doch einfach in ein paar Stunden gegen Leverkusen noch mal wiederholen, oder?

Ich werde natürlich die gleichen Klamotten tragen wie in Hoffenheim und ich habe heute Abend, wie vor meinem letzten Heimsieg gegen Düsseldorf und dem Aus!Wärts!Sieg! in Sinsheim, Pizza gegessen. Man muß schließlich Opfer bringen. Den Rest macht dann der liebe Gott Golfsburg.

In diesem Sinne:
Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!

PS: Der einzige Nachteil daran, daß Hoppenheim dann ab 17.20 Uhr wieder in der zweiten Liga stehen wird: Ich kann vorerst nicht mehr in meinen Farben durch meine Stadt. Aber dieses Opfer bringe ich gerne.

13. Apr. 2013

Wer mich näher kennt, weiß: Wenige Dinge haben so großen Einfluß auf meine Laune und mein Gefühlsleben, wie die elf Herren in kurzen Hosen, die mal mehr, mal weniger erfolgreich mit der Raute auf der Brust über den Rasen stolpern.
Ebenfalls bekannt ist meine oft zitierte “Die hau’n wir wech!”-Einstellung, der grenzenlose Optimismus, der mir sonst in so vielen Lebenslagen fehlt. Ich glaube immerimmerimmer an meine Mannschaft, egal, wie aussichtslos das alles aussieht. Ich gehe sogar so weit zu sagen: Durch die Verweigerung einer Nachspielzeit hat uns der Schiri in München um den verdienten Ausgleich gebracht! (Hust.)

Und genau deshalb mußte ich oft erklären, wieso ich die letzten Monate in der Tabelle so selten nach oben geguckt habe, sondern immer nur nach unten. Gut, nach drei Kackspielen und drei Niederlagen in Folge tue ich daran auch gut, da ist der Blick nach oben für mich ohne Brille eh schwer.

Der wahre Grund aber war: Ich hatte Schiss.

Wir erinnern uns: Wer gut genug in der Tabelle steht, spielt international. Das ist dieses wunderbare Ding, bei dem man lustige Auswärtstouren planen kann, wunderbare Siege feiern, ganz oft Europapokaaaaaal singt, massig Geld und Urlaubstage verbrät… und am Ende sehr unsanft in London auf dem Boden der Tatsachen landet.

Seit Fulham ist meine kleine, schöne Fußballwelt eine andere. Die Fischwochen im Jahr davor waren schlimm, keine Frage. Aber erst Fulham hat meinem Fußballherz so richtig einen Sprung verpasst.
Obwohl ich bei allen Halbfinals (2009 und 2010, DFB-Pokal und Europa-Pokal, heim und auswärts) dabei war… so räudig wie nach Fulham ging’s mir bei den anderen nicht.

Wenn ich zu lange drüber nachdenke, sehe ich irgendwann ein wenig verschwommen. Zu groß waren die Euphorie und die Hoffnung, zu greifbar der Traum. Die “Hamburg International”-DVD aus jener Saison… Sie liegt hier im Regal, ich kann mir die Szenen aus der Craven Cottage aber nicht ansehen.
Man könnte sagen: Seit jenem Tag hatte ich Fußballliebeskummer, der mich für neues blockierte.

Da halfen auch keine Siege gegen Dortmund, da half kein Platz sechs. Europapokal? Hm. Ist das nicht das, was am Ende nur Leere zurückläßt?

Mitte März war ich in London – und gewillt, dem Spuk ein Ende zu setzen. Ich wollte noch mal zurück zum Stadion. Die Angst besiegen, endlich nen Deckel drauf machen – und dann mit neuem Mut hoffen.

Also bin ich noch mal los. Wie damals. Die gleiche Tube-Linie. Die gleiche Station. Die Erinnerung an schwarzweißblau überall. Da, an der Ecke, vorm Pub, da standen sie alle. Freudig, voller Hoffnung. Man lachte, sang, prostete sich zu. Noch 90 Minuten. Nur noch 90 lächerliche Minuten bis zum großen Traum, dem Finale daheim.

Da vorne um die Ecke, die Unterführung, der Park. Das lange Stück durch den Park. Damals überall Menschen mit Schals, die heißgeliebte Raute überall. Diesmal nur einige wenige Leute mit Hunden. Und die Raute in meinem Herzen.

An den Parkbänken und Zäunen: Aufkleber. Ich sehe Logos unzähliger Vereine, deutsche, englische, mir unbekannte. Weit und breit keine HSV-Raute. Als wäre nie etwas gewesen. Als wären wir nie hier gewesen.

Und dann steht es da, das Stadion. Backsteinwände. Winzig-schmale Türen. Ich weiß noch, wie ich mich damals durch gequetscht habe.

Die Erinnerung ist immer noch da. Und doch ist alles anders. Es ist heute egal, es ist kein Spiel, es ist nur ein Stadion. Ich trage keine Glückssocken und kein Halbzeit-Franzbrötchen in der Tasche. Ich trage nur mein kleines, schweres Fußballerherz ums Stadion und warte, was passiert.

Es passiert – nichts. Ich erinnere mich an damals, ich bin traurig, ich habe einen Kloß in der Kehle. Aber es ist okay. Es ist vorbei.

Ich trete den Weg zurück zur Tube an und glaube, daß ich jetzt freier bin. Daß ich wieder hoffen kann, ohne Angst, daß es wieder ein Fulham geben wird.

Einen Tag, nachdem ich mich an der Craven Cottage meinem schlimmsten Fußballalptraum gestellt habe, verliert der HSV zu Hause gegen Augsburg. Der Untergang in München und eine Heimniederlage gegen Freiburg folgen, der HSV rutscht durch bis Platz elf.

Ich wäre inzwischen wieder bereit für Europa. Schade, daß es mein Verein offenbar noch nicht ist. Manchmal muß man dafür eben da hin gehen, wo’s weh tut.

5. Nov. 2012

Mein Hamburg lieb’ ich sehr
sind die Zeiten auch oft schwer,
weiß ich doch, hier gehör’ ich her!
(Abschlach, “Mein Hamburg lieb’ ich sehr”

Es gibt diese Momente im Leben eines Fußball-Fans, in denen einem wieder schlagartig klar wird, wieso man Wochenende für Wochenende opfert, im Sommer in der Kurve schwitzt, statt am See zu liegen, und im Winter im Block friert.
Wieso man hunderte Kilometer zum Fußball fährt, hunderte Euro in Tickets und Fahrten investiert, wenn man es doch auch alles ganz bequem zu Hause auf dem Sofa haben könnte. Da wäre das Bier billiger, das Klo immer frei und es würde einem auch keiner auf die Zehen hüpfen.

Meist sind diese Momente Momente des Triumphs. Wichtige Siege, Titelgewinne gar, traumhafte Tore. Magische Momente, die man nie vergessen wird.

Mein Hach-Moment am Sonnabend gegen Bayern war ein anderer. Der HSV lag 0:3 hinten, das Spiel war fast um, selbst meine unerschütterliche Hoffnung hatte einen Sprung. Es war kalt, die Klamotten waren klamm, der Regen vom Hinweg noch immer nicht ganz getrocknet. Eigentlich war alles doof.
Und dann stimmte jemand die magischen Zeilen an: “Ich hab’ nen harten Tag gehabt, und mußte noch mal raus…” Schals reckten sich in die Höhe, alle sangen mit.

Abschlachs “Mein Hamburg lieb’ ich sehr” war, da waren wir uns einig, das richtige Lied im richtigen Moment. Ich hatte Gänsehaut – und obschon alle nach ca. 80 Minuten Fußball angeschlagene Stimmen hatten, sangen wir laut im Chor.

In diesem Moment, da war plötzlich alles wieder gut. Alles egal. Hauptsache, HSV.

Zum ersten Mal sang ich das Lied übrigens in der Fremde, damals, im Europapokal in Glasgow.

Zurück nach Hamburg.
Samstag abend, Flutlicht, HSV – FCB. Klassiker, Nord-Süd-Derby, Ihr wisst schon.
Das Duell fand bereits zum 95. mal in der Bundesliga statt, gegen keinen anderen Gegner hat der HSV öfter verloren, gegen keinen anderen ein schlechteres Torverhältnis.

Und dennoch war da diese Serie… In den letzten 5 Spielen hatten die Bayern in Hamburg nicht gewinnen können, zweimal sogar verloren. Der letzte Sieg datierte vom November 2006.

Eine Serie, die wir wohl alle gern fortgeführt hätten. Eigentlich. Allerdings war leider gegen die Bayern diesmal kein Kraut gewachsen – selbst zu zwölft nicht. Denn der zwölfte Mann, also wir Fans, waren in Bestform. Die Stimmung im Block war toll, die Mannschaft wurde fast durchgängig nach vorne gesungen und geschrien.
Neben “Mein Hamburg” waren die Highlights hier sicherlich mein geliebtes Schal-Lied (“Hey, HSV…”) und die Tatsache, daß wir zum Schlußpfiff und danach noch so laut gesungen haben, daß wir die Gäste nicht feiern hören mußten.

Denn auf die Gäste hatten wir einen Hals – nicht etwa wegen des Spiels, des Ergebnisses oder ihrer Vereins-Wahl. Sondern weil die Schickeria gleich vier Fahnen des St. Adtteilvereins im Block schwang. (Mehr als Bayern-Fahnen, übrigens. Zumindest immer, als ich hinguckte.)
Daß es die Schickeria war, erzählten uns Fans aus dem Gästeblock nach dem Spiel. Und, ganz ehrlich: Das ist in meinen Augen einfach nur billige Provokation.

Aber zurück zum Spiel.
Der HSV mit einem anderen System, 4-3-3, kein echter Stürmer. Schon vorher fragte man sich, wohin man denn, so wir ihn hätten, mit dem Ball dann solle. Richtung Bank, wo Rudnevs sitzt? Vermutlich eher nicht… So gingen Flanken in die Mitte dann halt meist ins Leere.

In der Anfangsphase sah das alles noch ganz ordentlich aus, da war ich noch optimistisch. Daß kurz vor der Halbzeit das Nulleins fiel – nunja. Doof, aber noch verschmerzbar.
Nach dem Nullzwo aus einer eigentlich unmöglichen Position heraus fiel irgendwie alles auseinander. Es war dann nur noch ein kopfloses Anrennen. Meist auch nur ein kopfloses hinterher Rennen… Das Nulldrei verbesserte die Stimmung dann auch nicht wirklich.

Machen wir uns nix vor: Zu Hause verlieren, zumal in dieser Höhe, ist doof. Aber: Wir sind (diesen) Bayern momentan einfach nicht gewachsen. Schade, aber das war absehbar. Die Niederlage ist daher nicht schlimm. Wichtig werden die nächsten Spiele!

Die Laufleistung des HSV entsprach übrigens fast der der Bayern: 114,3 zu 114,6 km. Der Teufel steckt also hinterm Komma.

Der Satz des Spieltages (Ich zitiere mich selbst): “Oh, ich habe noch ein Torkonfett in der Hosentasche!” (Oder wie sonst lautet bitteschön die korrekte Einzahl von Torkonfetti, hmmm?)

Das Bild des Tages: Das Stadion in blau.

In diesem Sinne:
Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!

14. Okt. 2012

Es ist ja oft so nach guten Partys, daß man morgens aufwacht, sich zurückerinnert, und dann breit grinst, weil es so rundum großartig war.

So ähnlich muß es dem HSV am Sonntagmorgen nach seinem 125. Geburtstag gegangen sein.

Erst eine (den Ausschnitten, die ich gesehen habe, nach) tolle Reinfeier-Party am Fischmarkt. Dann eine Heimsiegparty mit einem Ständchen aus über 50.000 Kehlen und drei Punkten. Am Abend eine (den Ausschnitten, die ich gesehen habe, nach) nette Gala, die nur dazu diente, dem Geburtstagskind zu huldigen.

Und das alles eingewickelt in ein Geschenkpapier aus 45.000 individuell gefertigten Doppelhaltern – der vermutlich geilsten Choreo der Welt.

Es war ein rundum gelungener Geburtstag. Selbst unsere Gäste aus Hannover haben per Spruchband gratuliert – und brav ein Geschenk in Form von drei Punkten abgeliefert. Denn diesmal war der HSV nicht ganz so überragend wie in den Spielen davor….

7 Punkte aus der englischen Woche gegen drei Teilnehmer der internationalen Wettbewerbe – da gibt’s nichts zu meckern.
Lustig nur, daß man nach dem Spiel in Gladbach trotzdem irgendwie angesäuert ist, daß es da “nur” ein Punkt wurde…

Egal.
Der HSV hat sich zum Geburtstag selbst beschenkt, auch, wenn es an dem Tag wichtigeres gab als drei Punkte.
Es gab endlich mal ein Spiel zu Null, es gab ein weiteres Stürmertor (Rudiiii!) und Adler flog, und flog, und flog.

Und wir haben dem Verein eine wunderbare, wirklich beeindruckende Choreo geschenkt.

Eine rundum gelungene Party – die in Fürth eine Woche später in die Verlängerung ging. Vom Auswärtsspiel in Franggen habe ich wenig mitbekommen – vom Spiel selbst habe ich nur die Schlußphase gesehen, ansonsten eben die normale Berichterstattung plus Twitter und Blogs.

Fürth war eines dieser Spiele, die der HSV gewinnen MUSSTE. Zumal nach der Leistung aus den Spielen zuvor. Und damit war Fürth genau eines dieser Spiele, die der HSV nur verlieren KONNTE…. es aber diesmal einfach nicht tat.

Yay! Kein “Fürth führt”, keine hängenden Köpfe. Stattdessen ein erneutes Stürmertor (Sonny!) und ein AUS!WÄRTS!SIEG!

Nicht nur der Blick aufs Spielfeld macht wieder Spaß, sondern auch der auf die Tabelle: Platz acht! :-)

Dieses Wochenende war Länderspielpause, ich kümmere mich endlich ums vernachlässigte Blog und van der Vaart plant, mit dem HSV bis Weihnachten kein Spiel mehr zu verlieren. Nun denn… Dagegen hätte ich ja nix!

Der Schlüssel zum Erfolg scheint jedenfalls gefunden: Der HSV lief in den letzten Spielen jeweils mehr als der Gegner. Das Glück ist eben doch mit dem Tüchtigen.

In diesem Sinne:
NUR DER HSV!

29. Sep. 2012

heute wirst Du 125 Jahre alt. Ein ganz schön hohes Alter für jemanden, der noch sportlich aktiv ist!

Ganz so lange kenne ich Dich noch nicht. Ich kann mich aber noch gut an unser erstes Treffen erinnern. Es war am 22. März 1996, wir trafen uns in Karlsruhe, Du warst grade in der Stadt. Wirklich gut warst Du allerdings nicht drauf, Du hast 3:1 verloren. Kein sonderlich gutes, erstes Date. Aber ich wollte Dir eine zweite Chance geben. Und eine dritte. Und eine… Bei wie vielen Dates sind wir eigentlich inzwischen? Ich habe längst aufgehört, zu zählen.

Als ich Dich das erste Mal in Hamburg besucht habe, hast Du Dich auch nicht gerade von Deiner besten Seite gezeigt. Es war der 5. April 1997, und Du hattest Besuch aus München. Nicht nur, daß Du Dich hast vermöbeln lassen… es regnete auch in Strömen und ich wurde nass bis auf die Knochen. Nichtmal ein Dach über dem Kopf hast Du mir angeboten! Und trotzdem kam ich immer wieder.

Zwischendurch haben wir uns mal ein paar Jahre kaum gesehen. Heute würde ich eingehen vor Sehnsucht nach Dir, aber damals war das irgendwie okay. Trotzdem habe ich immer an Dich gedacht und mich erkundigt, wie es Dir so geht.

Aber dann, am 24. September 2005, bin ich einfach spontan zu Dir gefahren. Unangemeldet, auf gut Glück. Es war wunderbar, Du hast mich noch reingelassen und Dich von Deiner besten Seite gezeigt. Dein alter Kumpel aus München war wieder mal da, aber diesmal hast Du es ihm gegeben!

Seit da sind wir eigentlich unzertrennlich. Meistens muß ich Dich besuchen, weil Deine Freunde in Berlin ja immer abhauen, wenn Du mit ihnen spielen willst. Aber das ist okay, Du hast auch deutlich mehr Platz in der Bude als ich. Und so muß ich wenigstens nicht hinterher aufräumen, wenn wir mal wieder wild miteinander gefeiert haben.

Mittlerweile habe ich auch einen Schlüssel zu Deiner Wohnung und kann Dich so oft besuchen, wie möglich. Jetzt sind wir nur noch zweimal im Jahr länger voneinander getrennt, im Sommer und im Winter, wenn Du in Urlaub fährst. Die Zeit ohne Dich ist immer unendlich lange und die Wiedersehensfreude riesig.

Überhaupt, es ist immer wieder wunderschön, Dich zu sehen. Schon wenn ich Deine Wohnung betrete, wird mir warm ums Herz. Aber wenn Du dann reinkommst und ich Dich ansehe… hach!

Über die Jahre hinweg warst Du nicht immer nett zu mir. Oft mache ich mir Sorgen um Dich, bin traurig wegen Dir. Aber manchmal, da ist alles wunderbar, da bringst Du mich zum Strahlen wie sonst weniges auf der Welt.

Längst bist Du ein fester und wichtiger Teil meines Lebens geworden. Egal ob Urlaub, Zahnarzt oder Dienstplan – ich mache inzwischen keine Termine mehr, ohne in Deinen Kalender zu schauen.

Unsere schönste gemeinsame Zeit war sicherlich die, in der wir so viel zusammen verreist sind. Prag, Brüssel, Glasgow – wo haben wir nicht überall zusammen Stimmung gemacht! Schade, daß wir derzeit allenfalls mal zusammen Urlaub in Deutschland machen können. Aber ich glaube fest daran, daß wir irgendwann auch wieder gemeinsam ins Ausland fahren werden.

Bis dahin wünsche ich mir einfach, daß wir viel gemeinsam lachen und feiern werden. Denn wenn’s Dir nicht gut geht, geht’s mir auch nicht gut.

Happy Birthday, Du großartigster Fußballverein von allen! Auf die nächsten 125 Jahre! Ich freue mich darauf, nachher mit Dir zusammen eine große Party feiern zu können.

In Liebe,
Deine Frau Pleitegeiger

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