22. Jun. 2006
Mein erstes WM-Spiel liegt hinter mir, inzwischen haben sich die Emotionen ein wenig gelegt. Aber dennoch gibt es einiges darüber zu sagen.
Als ich zum Anpfiff MMS-Grüße aus dem Stadion verschickte und durchblicken ließ, daß ich ziemlich gerührt bin und Gänsehaut habe, kam Unverständnis zurück. Unverständnis, da ich doch so Anti-Nationalmannschaft, Anti-Klinsmann und Anti-Poldi-Schweini-Ballack-Klose-und-wie-sie-alle-heißen bin.
Ja, das bin ich auch weiterhin. Und dennoch war das Spiel ein einmaliges Erlebnis. Ich habe in letzter Zeit viele Spiele besucht, habe immer Gänsehaut, wenn mein HSV durch den Spielertunnel den Rasen der AOL-Arena betritt und wenn das gesamte Stadion “Hamburg, meine Perle” singt. Alles andere wäre eine glatte Lüge.
Trotzdem war es diesmal anders. Es war ein WM-Spiel. Mein erstes WM-Spiel. Das dann auch noch im eigenen Land und bei einem Spiel der eigenen Mannschaft (Auch dann, wenn man sie nicht mit unterstützt).
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es war, als die WM 2006 nach Deutschland vergeben wurde. Ich war damals eine junge Jura-Studentin und träumte davon, eines Tages als Sportjournalistin zu arbeiten. Doch all das war so weit weg – auch die WM. Doch seit dem Moment, in dem die Tür des Übungsraums im Juristischen Seminar Heidelberg aufflog, ein Mitarbeiter des Seminars grinsend den Kopf hereinsteckte und nur sagte “Wir haben sie!!”, hatte ich dieses Ziel.
Ich wollte mein Jura-Studium beenden, einen Job als Journalistin finden und bei der WM 2006 nicht nur als Fan dabei zu sein, sondern auch, weil man von mir erwartet, daß ich darüber schreibe.
Und nun stand ich plötzlich wirklich da, im Berliner Olympia-Stadion, mit 72.000 Menschen. Alle sangen die deutsche Nationalhymne – und mir wurde bewußt, was ich in den letzten Jahren alles erreicht habe. Dinge, die ich mir Jahrelang zuvor gewünscht hatte. Und dann darf man auch mal Gänsehaut haben und geflasht sein, oder? ;-)
PS: Danke an alle, denen ich das hier verdanke. Danke für Rat, Tat, Arschtritte. Daß Ihr an mich geglaubt habt und es immernoch tut. Ohne Euch hätte ich niemals einen Teil meiner Träume verwirklichen können. Ihr wißt, wer Ihr seid!
Und welchen meiner Träume setzen wir alle zusammen als nächstes in die Tat um…?