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1. Feb. 2009

Von Zeit zu Zeit stelle ich mir, was den HSV betrifft, die “Wieso tu ich mir das eigentlich an?”-Frage. Manchmal ja sogar hier im Blog. Und dann gibt es wieder solche Tage wie Freitag. Darum-Tage.

Es fing mit einem Schock an. Auf dem Weg zum Berliner Hauptbahnhof fiel mir siedend heiß ein, daß ich meine HSV-Socken in meiner Wäscheschublade vergessen hatte. Die Socken, die ich seit vielen Jahren IMMER im Stadion trage!
Bevor Nachfragen kommen – ich wasche zwar aus Aberglauben Schal und Konsorten eher zu wenig als zu oft, aber ja, die Socken werden gewaschen. Immer.

Zurück zu den vergessenen Socken: Ich hatte keine Zeit mehr, um umzukehren und sie zu holen. PANIK! Sollte ich durch bloße Dussligkeit schon vor der Abfahrt den Bayern den Sieg geschenkt haben? Denn eins war klar: Würde das schiefgehen, wäre es meine Schuld… Und das, wo ich schon die ganze Woche über vom Feeling her ein gutes Gefühl gehabt hatte!

In Hamburg angekommen, führte der erste Gang – wie so oft – in den Fanshop. Nur, daß es diesmal galt, den Sieg gegen Bayern zu retten!

Es ist schon irgendwie klasse, zum Verkäufer sagen zu können “Ich hab meine Glückssocken in Berlin vergessen und kann unmöglich ohne HSV-Strümpfe ins Stadion. Wo hängen die denn?” – und verständnisvolle Blicke zu ernten.

Wenige Minuten später war ich 7 Euro ärmer, aber zwei Paar Socken reicher. Ein Freund, den ich nicht näher bezeichnen möchte, lästerte noch per SMS, ich könne ja beide Paare übereinanderziehen, für besonders viel Glück. Pffff. Manche Menschen verstehen einfach nicht, daß nicht nur ein Schmetterling einen Tsunami auslösen, sondern auch die falschen Socken ein Spiel entscheiden können…

Den Rest des Tages genoß ich es dann, mit arrogantem Blick und einer gewissen Siegessicherheit, den HSV-Schal gut sichtbar, durch Hamburg zu schlendern. Den anderen Rauten nickte ich freundlich zu, den gegnerischen Fans blickte ich herausfordend und kämpferisch entgegen.

Im Möncketunnel ein einzelner Bayern-Fan, der mir ein “Schau’n mer mal!” entgegen rief. Wissend grinsend konterte ich mit einem “Dann seh ‘mer schon!”. (Ich sag doch, ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl.)

Was war vor dem Spiel nicht alles gesagt worden! Wer hatte nicht alles erwartet, daß wir genauso abgeschlachtet werden wie der VfB Stuttgart! Besonders martialisch drückte es Toni Schumacher aus: Die Vorbereitung hat die Superstar-Maschine geölt, die Bayern haben ihre zerstörerische Kraft wieder gefunden. Die Klinsi-Boys kann keiner stoppen.

Keiner kann die Klinsi-Boys stoppen? Doch! Ein von unbeugsamen Hanseaten bevölkertes Stadion hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten…

Und wie!! Gut, in der 28. dachte Luca Toni mal als einziger im ganzen Stadion, er habe ein Tor geschossen… Wirklich herzallerliebst, wie er gleich zu den Fotografen rannte und -Drama, Baby!- vor ihnen anfing, sich in Pose zu werfen und sich am Ohr zu schrauben.
Hätte er unterm Schienbeinschoner einen Kamm hervorgezaubert und sich vorher erst nochmal kurz die Haare schön gemacht… es hätte mich auch nicht gewundert.

Ganz großes Tennis der Konter von Frank Rost, der sich gleich beide Ohren abschraubte… Überhaupt, Frank Rost! Meine Fresse, was hatte der denn zum Frühstück? Unglaublich, wie der uns den Kasten freigehalten hat.

Über meinen Schnucki Petric muß ich wohl kaum was sagen, außer: Ich sprach am Donnerstag Abend gegenüber meinem Dad noch die magischen Worte “Dat wird schon! Mein Verlobter macht mindestens ein Ding rein”.
Terminanfragen für Zukunftsvorhersagen und Handlesen bitte in die Kommentare…

Der beste Münchner war ja meiner Meinung nach der im gelben Trikot. Mit der Pfeife im Mund… Ehrlich, ich hab streckenweise geschaut, ob Rensing und Kircher (beide in gelb) vielleicht die Plätze getauscht haben. So, wie Kircher pfiff und Rensing hielt…?!

Das Spiel war schätzungsweise eines der geilsten meines Lebens. Kinners, mal so unter uns – ich hatte zum Schluß richtig Angst. Daß irgend so ein scheiß Torschuß doch noch reingeht. Daß Kircher notfalls selbst den Ausgleich schießt. Irgendwas.

Wir haben dagegen angeschrien, gepöbelt und gesungen. 90 Minuten am Stück. Wie üblich verlor ich dabei irgendwo im Block 26A meine Stimme. Und es hätte mir egaler kaum sein können.

Die letzten 5 Minuten hielt ich, glaub ich, einfach nur den Atem an. Und betete. Nach dem Schlußpfiff brach bei uns komplett die Hölle los. Und ja, natürlich, ich hatte Pipi in den Augen. :-)

Die Mannschaft kam zum Feiern in die Nord, und nach dem Hin! Set! Zen! gabs diesmal ausnahmsweise keine Uffta. Sondern ein “Wer wird Deutscher Meister? H-H-H-HSV”.

Meine Fresse. Erwähnte ich schon, daß Gänsehaut gar kein Ausdruck ist? Und ich Pipi in den Augen und keine Stimme mehr hatte? Mannmannmann. Ich sollte meinen nicht vorhandenen Kinderwunsch dringend überdenken. Ich brauche UNBEDINGT Enkelkinder, denen ich das erzählen kann!!

Nach dem Spiel hagelte es Glückwunsch-SMS von Fans aller Herren Vereine. Und von meinen Eltern: Sie hatten sich (als absolute Nicht-Fußball-Fans) das Spiel angeschaut und mich irgendwo sogar im Getümmel entdeckt! (Glücklicherweise habe ich da gerade nicht den Stinkefinger in Richtung des fallsüchtigen Italieners gereckt *hüstel*) Außerdem sei meinem Dad sein Kommentar bezüglich des Bayern-Sieges peinlich. Tjaja. Was vertraut er auch nicht auf den Fußballsachverstand seiner Lieblingstochter! ;-)

Übrigens erzählte man sich im Stadion, der HSV habe zur Halbzeit die Flutlichtanlage ausgeschaltet, um Strom zu sparen. Der Kopf von Uli Hoeneß glühte vor Zorn derart hell, da war die Anlage überflüssig…

Achja, eins noch: Fotos hab ich trotz neuer Cam nicht sonderlich viele gemacht. Ich war mit hüpfen, singen, schreien und pöbeln beschäftigt. Aber das wichtigste Foto von allen hab ich selbstverständlich mitgebracht:

Und jetzt alle: IHR SEID NUR EIN PUNKTELIEFERANT!

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