13. Jan. 2010
Winterpause. Hmpf. Man kann mir ja echt vieles wegnehmen… aber den Fußball?! Das ist schon grausam. Ich sag’s ja nur ungern, aber: Winterpause ist ein Arschloch!
Ich leide derzeit echt unter extremem Fußball-Enzug. Im Alltag treibt das langsam seltsame Blüten. Wenn der unsägliche Mario B*rth in der MädchenMarkt-Werbung sagt “Das ist mein Laden” – dann höre ich jedes verdammte Mal “Das ist mein Mladen”. Aber nicht nur das, ich schreie auch noch den Fernseher an: Nahaaaiiiin, der ist MIR!
Beim weihnachtlichen Raclette-Essen mußte ich immer aufstehen, um mein Pfännchen ins Raclettegerät zu schieben. Und ich mußte mich jedes Mal zusammenreißen, damit ich nicht laut “Steht auf, wenn Ihr Raclette wollt!” schmettere.
Und wenn ich im vollbesetzten Bus zur Arbeit einer älteren Dame meinen Platz anbiete, hüpfe ich dabei immer und singe laut “Sitzen is für’n Arsch, sitzen is für’n Arsch, sitzen, sitzen, sitzen is für’n Arsch!”
Aber bald hat die Warterei ja ein Ende, am Wochenende startet endlich die Rückrunde. Behelfen wir uns also bis dahin mit einem kleinen Rückblick.
Ich habe 2009 viel geschrieben über den HSV und meine Touren. Aber immer wieder mußte ich Dinge auslassen, meist die kleinen Skurilitäten am Rande. Das möchte ich jetzt nachholen.
Mit der Schnorr-Oma zur Eintracht und zurück
Als ich letzten Mai zum Saisonfinale nach Frankfurt fuhr, startete ich in Heidelberg mit einem Regionalexpress. Während ich schon saß, stieg eine Oma im roten Rock zu und setzte sich mir gegenüber. “Entschuldigung, haben Sie so ein Handy, mit dem man kostenlos ins Festnetz telefonieren kann?”, fragte sie mich. Sie schien nicht in großer Not zu sein, sondern eher Handyverkaufs- oder sonst irgenwelche Gespräche führen zu wollen. Also versuchte ich ihr zu erklären, daß das am Tarif, nicht am Handy läge. Sie stellte Fragen und textete mich zu über irgendwelche Menschen, die ein Handy haben, mit dem man.. ihr wißt schon. Nach einigen Minuten zog sie dann weiter, um am nächsten Vierer ihr Sprüchlein aufzusagen.
Ich fuhr nach Frankfurt, Troche schoß das Siegtor und uns in den Europapokaaaaaaal, und abends gings zurück nach Heidelberg.
Als ich in Frankfurt Hauptbahnhof in meinem Regionalexpress saß, ging die Tür hinter mir auf. Ich traute meinen Ohren nicht, als ich eine mir bekannte Stimme hörte…. “Entschuldigen Sie, haben Sie so ein Ticket, mit dem man jemanden mitnehmen kann?”
Die Schnorreroma war wieder da und ebenfalls auf dem Heimweg. Nur schade, daß ich verpaßt habe, wie und wo sie den schwarzen Rock geschnorrt hatte, den sie mittlerweile trug…
DFB-Pokal-Halbfinale ist zum Kotzen
Wir erinnern uns alle -leider- ans DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bremen. In Hamburg. Ich fuhr mit André L. im Auto von Berlin nach Hamburg, wir kamen viel zu spät ans Stadion. Als ich in den hoffnungslos überfüllten Block wollte, kam grad die Mannschaft aufs Feld. Die Ordner, bei normalen Spielen meist schon so überfordert, daß ich sie nur noch “Unordner” nenne, kamen gar nicht klar. Sie wußten nur eins: der Block war zu voll. Ach nee.
In solchen Fällen wird dann gerne einfach mal gedrückt. Und laut “Die Treppe muß frei bleiben” gepöbelt. Man könnte das auch beim Einlaß regeln, aber nee… so is ja lustiger.
Wir Nachzügler mußten dann ganz nach unten in den Block, da war noch Platz. Neben mir: drei halbstarke Südamerikaner. Schon zum Spielbeginn stark alkoholisiert. Während des Spiels dann Druckbetankung. Gut, konnte ich fast verstehen.
Nicht verstehen konnte ich, daß sie dann irgendwann in die Kurve gepisst haben. Und der “Die Treppe muß frei bleiben!”-Ordner auf die lustige Idee kam, ich könnte mich, weil mein kleiner Zeh die Treppe berührte, doch genau in die Pfütze stellen. Dem mußte ich dann leider erst mal ein paar neue Schimpfworte beibringen.
Es wurde dann aber noch besser, einer der drei Typen kotzte irgendwann in Halbzeit zwei vor lauter Suff in unsre schöne Nord. Und zwar bevor das Spiel kippte und wirklich zum Kotzen wurde.
Und was machte er, nachdem er fertig gereiert hatte? Genau: Mund abputzen und erst mal ein Bier bestellen.
Pleite pleite in Glasgow
Daß ich in Glasgow war, habe ich ja ausführlich erzählt. Nicht erzählt hatte ich, daß ich vor dem Trip kein Geld umgetauscht hatte. Ich hatte vom London-Kurztrip noch ein paar Pfund über, den Rest wollte ich mir in Glasgow am Automaten ziehen. So weit der Plan…
Die Realität sah dann leider etwas anders aus. Geldautomat, EC-Karte rein, PIN eingegeben, Betrag ausgewählt, okay gedrückt – bisher lief alles nach Plan. Außer, daß kein Geld kam, sondern eine “Es ist momentan leider nicht möglich, mit dieser Karte Geld abzuheben”. Shit. Also ab zum nächsten Automaten. Und zum übernächsten. Und zum überüber… es gibt verdammt viele Geldautomaten in Glasgow. Nur Geld wollte mir keiner geben.
Also wollte ich die Kreditkarte bemühen. Die kann ja auch Bargeld abheben. Allerdings nur, wenn man die PIN kennt. Seltsamerweise ließ sich der Automat weder durch meine EC-Karten-PIN*, noch durch meine Handy-PIN* dazu überreden, Geld auszuspucken. Komisch, eigentlich.
Ich war dann also erst mal nicht nur Pleite, sondern auch noch pleite. Zumindest so lange, bis ich Tags drauf einen Automaten fand, der meine EC-Karte doch ganz okay fand…
*Ich hab das natürlich nicht so ausprobiert. Ich hab zweimal das eingegeben, was ich für meine Kreditkarten-PIN hielt. Sie war es aber offenbar nicht. Ein drittes Mal schien mir dann doch zu gefährlich. Oder wißt Ihr, wie man einem Schotten, den man eh kaum versteht, erklärt, daß der Geldautomat Eure Kreditkarte gefressen hat? Eben.
Hey, was geht ab? Glasgow-Edition
Die Hertha ist überall. Also… Überall, nur nicht an der Spitze der Bundesligatabelle. Aber sie war in Glasgow. Als wir mit dem Mob durch die Stadt zogen, wedelte hinter einem Fenster nämlich jemand eine Herthaflagge. Vermutlich ein Berliner Austauschstudent, oder sowas.
Und plötzlich schwenkte der ganze Mob von “UND HIER! REGIERT! DER H!S!V!” um auf “Hey, was geht ab? Die Hertha steigt endlich ab…” – spätestens da wußte ich, daß wir nen Sieg einfahren würden. Schließlich hatte ich mit dem Lied in Berlin beste Erfahrungen gemacht.
Inside out
Auf dem Heimflug von Glasgow dann noch eine Begegnung mit Technik, die wenige Wochen später plötzlich mitten im Fokus stand. Umsteigen in Amsterdam. Wenig Zeit, ein riesiger Flughafen. Hektisch haste ich von A nach B, an der Sicherheitskontrolle eine ewig lange Schlange. Für die Fast Lane hatte ich noch ein paar Sekunden zu viel Zeit, also anstehen. Warten. Twittern. SMS schreiben. Und als ich hochgucke, steht vor mir kein Metalldetektor, sondern so ein… Ding.
Glaskabine. Tür auf, Pleite rein, Tür zu. Füße in zwei blaue Rechtecke auf dem Boden, Arme nach oben anwinkeln. Und dann surrten so zwei Dinger um mich rum. Tür wieder auf… und wie ich den Glaskasten verlasse, wird mir klar – in Amsterdam werden schon probeweise Nacktscanner eingesetzt. das da war gerade einer. Angeblich muß man da nicht durch, hat Alternativen. Mir wurden keine angeboten, ich wurde nicht drauf hingewiesen – Schilder hab ich keine gesehen. Vielleicht auch nur, weil ich vom HSV geträumt habe.
Jetzt haben sie in Holland also quasi Nacktfotos von mir. Nun gut. Vielleicht erkennt man auf dem Röntgenbild ja sogar die Raute im Herzen. Dann wissen sie wenigstens gleich, was Sache ist.