9. Jun. 2010
Sommerpause. Grmpf. Ich bin jetzt schon völlig unterfußballt und es ist noch verdammt lange hin bis zum 20. August. Ich trällere regelmäßig “Wann wird’s mal wieder richtig Fußball?” vor mich hin – und nein, selbst die WM ist da für mich nur ein schwacher Trost. Schließlich bin ich da nicht im Stadion und mein Herzblut hängt nicht halb so an einer Mannschaft wie am HSV.
Was bleibt mir also, als die zurückliegende Saison noch einmal Paroli laufen zu lassen, um Horst Hrubesch zu zitieren? Genau: nichts. Und Pleite(n), Pech und Pannen hab ich bei meinen Fußball-Touren wirklich genug erlebt… Los geht’s!
Wulle wu Kartoffelsupp?
Ich spreche gern Französisch. Gut, es ist inzwischen leider sehr eingerostet – aber ich sprach das sogar mal halbwegs fließend. Daher freute ich mich, bei der Auswärtstour nach Brüssel die Sprache endlich mal wieder anwenden zu können – und vielleicht sogar zu müssen.
Am Flughafen angekommen mußte ich in die Innenstadt – am besten zum Gare du Midi. Ich wußte, daß es einen Zug und einen Bus gab. Irgendwie wollte ich lieber Bus fahren – ich dachte, da sähe ich mehr von der Strecke.
Also quer durch den Flughafen, den Buszeichen hinterher. Irgendwann kam ich dann am Hintereingang des Flughafens an, da standen dann sogar Busse. Viiiele Busse. Und ein Busfahrkartenverkaufsautomat. Ich da also erst mal ein Ticket gezogen.
Und danach festgestellt, daß da zwar viele Busse standen, die aber alle da hinfuhren, wo ich nicht hin wollte. Zur Nato. Über die mußte ich in der Schule mal ein Referat halten, das war doof, damit war ich durch.
Ich also zum Fahrer des Nato-Busses, der wird ja wohl wissen, wo der Bahnhofs-Bus abfährt. Sollte man meinen. In einem, wie ich fand, exzellenten Französisch fragte ich, wo denn der Bus zum Bahnhof abführe. Der Fahrer antwortete in exzellentem Französisch – allerdings so viel und schnell und so koniftür, daß ich keine Ahnung hatte, was.
Im zweiten Anlauf verstand ich immerhin, daß ein weißer Bus zum Bahnhof fährt. Wie gut, daß der Nato-Fahrer auch in einem weißen Bus saß. Grmpf. Scherzkeks!
Mein Ticket war natürlich auch fürn Arsch – das galt nicht für den Bus, mit dem ich fahren wollte. Perfekt! Da ich weder den richtigen Bus, noch den richtigen Busfahrkartenverkaufsautomaten fand, beschloß ich, Zug zu fahren. Das schien mir irgendwie weniger schwierig zu sein.
Lost in Brussels
Das mit dem Zug klappte auch erstaunlich gut. Ich fuhr unfallfrei zum Gare du Midi, rannte auch nur dreimal quer durch die monströs große Bahnhofshalle von Ausgang A zu Ausgang B, bis ich für mich selbst ausgeknobelt hatte, welcher Ausgang der Richtung Hotel wäre. Ich bin ja nicht doof, ich kann ja Karten lesen. *räusper*
Ich lief dann, vorbei an seltsamen Gestalten, die mich alle etwas schräg beäugten (Ob’s am HSV-Schal lag?) in die Richtung, in der ich mein Hotel vermutete – und landete, oh Wunder, auf Anhieb in der richtigen Straße. Da die einzige Schwierigkeit jetzt nur noch darin bestand, die Straße entlang geradeaus bis zu einem Platz zu laufen, an dem dann mein Hotel liegen würde – faltete ich den Stadtplan zusammen – und steckte ihn der Einfachheit halber in die Arschtasche meiner Jeans.
Das sollte mein größter Fehler werden. Denn nach wenigen Schritten muß mir der Stadtplan aus der Tasche gesprungen sein. Vielleicht wollte er ein Bier trinken gehen… ich weiß es nicht. Jedenfalls war er weg. Und ich etwas verloren.
Die Sache mit dem Ladendiebstahl
Wie Ihr wißt, habe ich seit Kevin Kuranyi ein etwas gestörtes Verhältnis zu den Herren im Anzug, die im Kaufhaus die Ausgänge bewachen. Und ausgerechnet mit so einem sollte ich in Brüssel, nun ja, Freundschaft schließen.
Am Abreisetag zog ich nämlich mit meinem kleinen Rollköfferchen durch Brüssel. Es schien mir einfach praktischer, als ihn im (sehrsehr fragwürdigen) Hotel zu hinterlassen und dann dorthin zurück zu kehren, um ihn zu holen.
So fuhr ich mit dem Koffer nicht nur zum Atomium – sondern schlenderte mit ihm auch durch diverse Klamotten- und Schuhgeschäfte. Genau so lange, bis ich in einem Geschäft beim Passieren der Sicherheitsschranke einen fiesen Piepton auslöste. Großartig! Der Gorilla im Anzug stand schon bei Fuß. Und bat mich, den Koffer zu öffnen. Yeah, ich wollte schon immer mal des Ladendiebstahls bezichtigt werden!
Koffer auf – nüscht – merci. Nochmal durch die Schranke. Immer noch Piepsen. Also Handtasche auf – nüscht – merci. Ich weiß nicht, wo er mir sonst noch überall hätte reingucken wollen – wenn er nicht endlich kapiert hätte, daß neben mir ein Paar zwischen der Sicherheitsschranke stand, das in dem Laden eingekauft hatte. Offenbar war in der Tüte irgendwo noch ein Sicherheitsetikett. Man hätte also nur mal als allererstes die Tüte in die Sicherheitszone halten müssen, um das Rätsel zu lösen. Aber neiiiin, stattdessen nervt man mal ein wenig die HSV-Hooliganette. Is klar.
Jetzt bloß nicht abheben!
Daß es gern mal etwas chaotisch wird, wenn ich verreise, dürfte ja spätestens jetzt klar sein. Daß das Chaos schon losgeht, bevor die Auswärtstour überhaupt startet, ist allerdings selbst für mich ungewöhnlich.
Daher war ich auch etwas überfordert, als ich am Tag vor meinem Flug nach London zum Halbfinal-Rückspiel des HSV online einchecken wollte. Ich gab meine Buchungsnummer ein – und bekam eine Fehlermeldung. “Diese Buchungsnummer existiert nicht.” PANIK! Also am besten erst mal twittern… und dabei vergessen, daß ich ja in Heathrow mit Nedfuller verabredet war, der Angst hatte, ohne mich weder den Weg aus dem Flughafen, noch das Hotel, noch das Stadion zu finden.
Während es also von überall Replys hagelte – mal hämisch, mal besorgt – gab ich noch ungefähr drölfmal die Buchungsnummer ein. Einmal sogar ihre Quersumme. Das machte alles wenig bis gar keinen Unterschied. Außer, daß das Tool von British Airways irgendwann sowas sagte wie “Zu viele Fehlversuche. Vorgang storniert.” Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!
Ich hatte noch 24 Stunden. Ich hatte verdammt viel Deutschland und einen Ärmelkanal zwischen mir und der Craven Cottage. Und ich hatte keine Wanderschuhe!!!
Ich rief dann erst beim Reiseportal und danach bei British Airways an, hing in diversen Warteschleifen und erzählte mehrfach aufgeregt, was los ist – bis mir jemand sagte, die Buchungsnummer sei falsch – und mir die richtige diktierte. Puuuuh!
Abschließend muß ich zugeben: Mir werden die großen Touren in der neuen Saison wirklich sehr fehlen. Auch, wenn ich nicht zwingend Nachttische mit Brandlöchern (Brüssel) oder ein Bild der Queen überm Bett und kohlrabenschwarzen Toast auf dem Frühstückstisch (London) brauche. Mal sehen, was in der kommenden Saison alles schief geht.
Glaube. Liebe. Hoffnung. NUR DER HSV!