“Konstanz? Das kenn ich! Das ist doch diese Stadt am Bodensee!” Eine andere Art Konstanz kennt man nicht als HSV-Fan. Leider. Aber woher auch? Die Raute im Herzen ist wie ein lebenslanges Ticket für die Achterbahn. Da geht es immer wieder auf… und ab. Und manchmal überschlagen sich die Ereignisse. So wie jetzt mal wieder, wo wir gerade dachten, es sei alles gut.
Wir erinnern uns: Im Februar verkündete der HSV, daß DFB-Chefscout Urs Siegenthaler zum 1. August als Sportlicher Leiter zum HSV kommen soll.
Ihr wißt schon… Februar. Dieser Monat, der fünf Monate vorm Juli kommt.
Zwischenzeitlich wurde dann diskutiert, Siegenthaler sogar in den Vorstand zu holen. Im Mai wurde dann vom Aufsichtsrat bestätigt, daß Siegenthaler “wie geplant” sportlicher Leiter wird. Außerdem sollte zusätzlich ein Sportvorstand verpflichtet werden. Dieser ist mittlerweile mit Basti Reinhardt gefunden.
Jetzt, drei Tage vor Siegenthalers Amtsantritt, tritt er zurück. Und das, bevor er überhaupt angefangen hat. Ich habe ja schon einige beim HSV kommen und gehen sehen – bevor sie gingen, waren sie allerdings alle wenigstens mal ein paar Tage da.
Nun ja, öfter mal was Neues.
Siegenthaler hatte ja immer gesagt, daß er weiter für Löw und den DFB tätig sein will. Er gilt als loyaler, zuverlässiger Mensch – und stand jetzt, wo man ihn vor die Wahl “HSV oder DFB” stellte, zu seinem Wort für Löw.
Siegenthaler kann ich da in soweit also kaum keinen Vorwurf machen – für den HSV ist es allerdings schade. Ich glaube, er wäre ein Guter gewesen.
Auch, wenn es viele gerade mal wieder tun: auch dem Vorstand und dem Aufsichtsrat des HSV kann man da nicht wirklich was vorwerfen. Siegenthaler hatte beim HSV bis 2013 unterschrieben. Es stellt sich höchstens die Frage, ob seine Entscheidung für den DFB nicht doch auch dadurch erleichtert wurde, daß ihm mit Reinhardt ein Neuling vor die Nase gesetzt wurde. Reine Spekulation.
Viel mehr frage ich mich, wieso DFB-Generalsekretär Niersbach plötzlich, fünf Monate nach der Entscheidung, einfällt, daß das gar nicht geht. “Eine Doppelfunktion wird nicht möglich sein. Es läuft darauf hinaus, daß er sich für den DFB oder den HSV entscheiden muß”
Die Erklärung, warum, liefert Rummenigge in der Sportbild. “Er kommt als Chefscout an alle Daten und Informationen, auch über die Nationalspieler der anderen Clubs.“
Also vermutlich in etwas so, wie der Mannschaftsarzt alle Daten, Informationen und Schwachstellen der Nationalspieler aller Club kennt. Da darf man wohl mal gespannt sein, wie lange der DFB-Arzt Müller-Wohlfahrt noch Bayern-Doc ist.
Denn ausgerechnet Bayern-Boss Rummenigge forderte doch in der Sportbild: “Es gibt einen Grundsatzbeschluss der DFL, daß eine solche Doppelfunktion abgelehnt wird. Es geht um Hygiene.”
Wobei, ehrlich gesagt… Wenn Rummenigge tatsächlich nach fünf Monaten zum ersten Mal an Hygiene denkt, hat die Liga vielleicht ein ganz anderes Problem, als einen DFB-Scout, der gleichzeitig beim HSV arbeiten will…