21. Feb. 2011
Da war es also, das Spiel eins nach der innerstädtischen Niederlage. Und das ausgerechnet gegen den nächsten ungeliebten Gegner von der Stadt, um die sogar die Weser einen Bogen macht…
Vom HSV in Person von Pressesprecher Jörn Wolf gab es auf meine Anfrage eine sehr nette Mail. Er bedankte sich für die Unterstützung, gab sich ebenfalls optimistisch-kämpferisch – erklärte aber, daß versicherungstechnische Gründe die Blockkontrollen erforderlich machen.
Die Sorge, daß der Block merklich leer sein würde, war allerdings unbegründet: Eigentlich war er fast so voll wie immer. Nur die unteren fünf, sechs Reihen im mittleren Teil waren wie immer mit rot-weißem Band abgesperrt – blieben aber leer.
Ich hatte bis morgens um halb drei an einem Transparent gesessen (Bei einer Größe von 2,20m auf 1,40m muß man vorher erst mal ausrechnen, wie groß die Buchstaben sein dürfen) – das wollte irgendwo sichtbar aufgehängt werden. Da die Plätze dafür im Block begrenzt sind, hatten wir eine grandiose, wenn auch sehr äh… mutige Idee: Wir klebten das Ding einfach da hin, wo sonst CFHH steht. Es gab gleich ne Menge Zustimmung – und recht schnell Besuch von CFHH. Das ginge nicht, wir sollten damit in den Nebengang (22 C besteht aus nem breiten Mittelteil und, durch jeweils eine Treppe getrennt, aus zwei “Kuchenblöcken”) umziehen.
Gesagt, getan – nebenan aufgehängt, stolz gewesen, Fotos gemacht.
Und schwupps, der nächste von der CFHH. Ohne groß zu diskutieren erst mal das Transparent abgerissen. Dann ließ er sich doch auf ne Diskussion mit Nedfuller und mir ein.
Das ging sogar sehr nett und höflich vonstatten, brachte allerdings nicht wirklich ein sinnvolles Ergebnis. Sein Standpunkt: “Wir machen uns doch total unglaubwürdig, wenn Ihr das hier aufhängt.”
Wir haben zu zweit sehr lange auf ihn eingeredet – er sagte, er stehe weiter zum Verein, aber derzeit nicht zur Profimannschaft. Daß andere das anders sehen, könne er zwar nicht verstehen, aber akzeptieren.
Dennoch sollten wir das Transparent woanders aufhängen. Auf die Äußerung, daß man es an der von ihm vorgeschlagenen Stelle nicht sehen würde, kam ein grinsenden “Eben.”
Na danke. Man kam ihm auch mit nichts so richtig bei – die Tatsache, daß ein kleiner Teil (Selbst, wenn sie 10 Prozent des Blocks stellen würden – was sie beileibe nicht tun!) dann damit bestimmt, was der Rest des Blocks zu tun hat, wurde nicht wirklich geleugnet.
Es sei ja IHR Block. Dann hätte man allerdings meiner Meinung nach nicht groß “alle Leute, die supporten wollen und für eine bunte Kurve sind” einladen dürfen – oder sie vor Dauerkartenausgabe erst mal gleichschalten müssen.
Das Ende vom Lied war, daß er es scheiße findet, wir es aber, wenn wir meinen, wieder aufhängen sollen – auf die Gefahr hin, daß dann zwei Minuten später der nächste aus der Gruppe ankommt und wir von vorne diskutieren. Nen “Chef”, der ein Machtwort spricht, gibt’s nämlich nicht.
Ned und ich waren uns dann einig, daß der Klügere nachgibt – außerdem ging mein Gaffa-Tape langsam zur Neige.
Angekündigt hatte der zweite übrigens auch, daß sie später in den Block kämen – um lautstark ihren Unmut zu äußern. Tja. Dazu kam es nicht… Irgendwann waren unten die rot-weißen Absperrbänder auch weg und da standen Otto Normalfans. Vielleicht haben sie gemerkt, daß sie ausgepfiffen würden – weil einfach trotz allem zu viele da waren, die weiter hinter der Mannschaft standen.
Die Stimmung war natürlich anders als sonst, keine Frage. Es gab schließlich keinen “Animateur”, auch unten in 25A wo sonst Poptown mit Megaphon vorturnt, war nix.
Aber, das muß man mal ja auch mal ganz klar sagen: Früher ging’s doch auch ohne Vorturner! Und daher wurde supportet. Anfangs zaghaft, später lauter. Manchmal war es sogar so laut, daß ich Ned ungläubig anschaute.
Wir wechselgesangten wie immer mit dem Unterrang, wir hüpften, weil wir keine Bremer sind, es reichte sogar für ein “Steht auf für den HSV”, das sich auf West- und Osttribüne übertrug. Zu meiner großen Freude gab es sogar eine kleine Gruppe, die “Mein Hamburg lieb’ ich sehr” anstimmte.
Hinter uns standen zwar auch so Spezialisten, die meinten, man müsse Tore mit “Derbyversager” feiern – aber die haben wir zum Glück übertönt.
Kommen wir zum Spiel:
Veh hatte am Kader und der Aufstellung einiges geändert. Elia saß auf der Tribüne, Ruud auf der Bank. Beides sehr gut. Jaro blieb auch auf der Bank, das konnte ich jetzt nicht so verstehen. Kacar in der Innenverteidigung, dafür Westermann im defensiven Mittelfeld – letzteres kostete mich enorm viele Nerven.
Ich weiß, daß Westermann ganz gute Passquoten hat. Eigentlich. Denn: Die Pässe, die ankommen, sind in der Regel kurze Querpässe. Was schief geht, sind die (meist langen) in der Vorwärtsbewegung. Das sieht man ziemlich gut auf der leider unverlinkbaren Spielmatrix von bundesliga.de. Und die wären nun mal wichtig, um Zug zum Tor zu bekommen…
Mann des Tages dürfte, ich kann ja auch nix dafür, mal wieder Mladen Petric sein. Superduperzuckertor zum Einsnull kurz vor der Pause, das zwonull von Guerrero vorbereitet. Und den wollten wir gehen lassen…? Mannmannmann.
Daß Guerrero gleich zweimal traf und Ben Hatira kurz vor Schluß auch noch einen rein machte, und das alles gegen Bremen – natürlich ist jetzt nicht wieder alles gut. Eigentlich, das Spiel für sich genommen – Traumergebnis. Zumal man damit Wer da? weiter in Richtung Abgrund (zwote Liga) geschubst hat.
Gleichzeitig klingt die Niederlage von Mittwoch noch nach. Natürlich. Die wird uns wohl auch noch sehr lange nachhängen.
Es war also himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt in einer Woche. Nicht einfach, für so’n Fanherz. Ich versuche einfach, meine eigene Eitelkeit am Riemen reißen. Ja, die Niederlage im Stadtderby war scheiße und tat weh. Aber nüchtern und objektiv (Nein, das bin ich nie beim Fußball!) betrachtet waren es nur drei verlorene Punkte. Noch ist nach oben einiges drin.
Denn die vier Tore und drei Punkte gegen Wer da? waren nicht nur ein bißchen Balsam auf die von Bremen in den letzten Jahren sehr geschundenen HSVer-Seele – sondern schoben uns auch bis auf einen Punkt an die Europapokal-Plätze ran.
Und vielleicht gibt der Mannschaft das viernull jetzt wieder ein bißchen Selbstvertrauen zurück. Wichtig wäre es!
Aber, da muß man auch realistisch bleiben: Bremen war von Anfang an komplett leblos. Unfassbar, was da momentan passiert! Und gerade in der ersten Halbzeit war es auch eine Qual, dem HSV zuzusehen.
So ganz nebenbei haben wir übrigens auch einen neuen Sportchef – Arnesen kommt im Sommer von Chelsea. Basti Reinhardt gibt im Sommer seinen Vorstandsposten zurück und soll wohl als Assistent unter Arnesen lernen. Bisher habe ich noch keine wirkliche Meinung zu Arnesen – klingt erst mal alles ganz gut. Aber so wirklich im Thema bin ich da noch nicht.
Ich bin nur sehr froh, daß Basti bleibt. Der Kerl ist einfach unglaublich. Wenn man bedenkt, wie oft er in seiner langen Zeit beim HSV vor den Kopf gestoßen wurde – und daß er jedes Mal wieder aufgestanden ist und zurück kam.
Um jetzt noch mal die Kurve zu kriegen: Ich bin gespannt, wie es mit den “Wenigen Auserwählten” weitergeht. In der Kurve gab es vielerorts Kritik am Boykottaufruf.
Gerade nach dem vierzunull wird es jetzt natürlich schwer – wenn sie beim nächsten Heimspiel gegen Mainz einfach wieder da sind, als wäre nix gewesen, machen sie sich unglaubwürdig. Der Boykott klang aber auch (sowohl in der Ankündigung, als auch im Gespräch) nach etwas langfristigerem.
Nur… Wann und wie wollen sie denn zurückkommen? Und ist es für sie nicht sogar schlecht zu sehen, daß es auch ohne sie geht? Sicher nicht so laut und ausdauernd, kein 90-Minuten-Dauersupport – aber den kritisieren ja ohnehin viele. Keine riesigen Fahnen, kein Konfetti, keine Blockfahnen – aber dennoch Schalparade und blauweißschwarz.
Ehrlich gesagt – ich möchte nicht in ihrer Haut stecken, für mich sind sie die Verlierer der letzten Woche. (Abgesehen von Mittwoch, jetzt.) Und mir fällt spontan nur ein einziger Weg ein, um da sauber rauszukommen: Nämlich gar nicht wiederkehren. Die Reihen im Block freigeben, in Zukunft weiterhin die zwote Mannschaft unterstützen, zum Eishockey fahren, etc. – aber eben keine Bundesliga mehr.
Aber zum Glück ist das nicht mein Problem. Ich bin wirklich gespannt, wann und wie es da eine Entscheidung gibt.
Was ich mache, ist indes klar: Weiter supporten.
Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!
PS: Liebe Grüße und vielen Dank an Carina, die hier immer fleißig kommentiert und plötzlich Samstag im Stadion mit einem leckeren Franzbrötchen vor mir stand! Ich überlege immer noch, ob es daran lag, daß wir 4:0 gewonnen haben. Dann müßtest Du das nämlich jetzt jedes Mal machen ;-)