Liebe Kinder, Ihr müsst jetzt tapfer sein, die nachfolgende Wahrheit wird bitter: Der Weihnachtsmann ist ein Arsch. Und er steckt mit dem Fußballgott, dem alten Sadisten, unter einer Decke.
Mein Wunschzettel war dieses Jahr denkbar kurz: Neben wenigen anderen nicht käuflichen Dingen stand da nämlich nur noch ein AUS!WÄRTS!SIEG! in Stuttgart auf dem Programm. DFB-Pokal, Viertelfinal-Einzug, Ihr wisst schon.
Die Lieferung hatte ich für Mittwoch bestellt, Lieferadresse war das Stadion in Stuttgart.
Da ich weiß, daß sämtliche Postzusteller in der Weihnachtszeit viel zu tun haben und nicht immer alles klappt, war ich extra früh da.
So früh, daß es vor dem Spiel einen erneuten Bestechungsversuch gab. Nachdem der @glubberer69 vor einigen Wochen schon Käsekuchen gegen Sieg tauschen wollte (und scheiterte), versuchte es @jens1893 diesmal mit Gutsle. Da, wo ich herkomme, heißt das Gutsel – bei Euch vermutlich schlicht Weihnachtsplätzchen.
Ein wirklich netter Versuch – aber hey, ich bin doch nicht bestechlich!! Als man mir das letzte Mal mit Süßkram den Sieg abluchsen wollte, gewann der HSV Zwonull. Ich wertete den erneuten Bestechungsversuch als gutes Omen…
Im Gästeblock (Gar nicht so übel da!) angekommen, fand ich auf dem Fußboden ein Centstück.
Vor uns war der FC Bayern zu Gast in Stuttgart, gewann Zwoeins – es lag also die Vermutung nahe, daß ein Bazi nach getaner Arbeit seinen Glückscent dort verlor. Ich wertete es als gutes Omen…
Mit im Block war außer dem Herrn Nedfuller mein alter HSV-Kumpel B., er hatte zuletzt bei diversen Spielen in Süddeutschland die Punkte klargemacht und war auch in Trier beim DFB-Pokal. Eigentlich auch ein gutes Omen (wenn man davon absieht, daß wir in unsrer Jugend regelmäßig gemeinsam zusammen die Auswärtsspiele im Süden besucht und ordentlich die Hütte voll bekommen haben).
Dann ging’s auch endlich los: Zu Beginn gab’s eine Luftballon-Choreo in unsrem Block (Was stand eigentlich auf der Blockfahne??) und einen HSV, der gleich zu Anfang Druck machte und überlegen aussah.
Eigentlich sahen die Vorzeichen allesamt gut aus. Doch als die ersten größeren Chancen unsrerseits alle nicht hinter der Torlinie landeten, unkte ich: Hoffentlich wird das nicht wie in Hannover.
Ich hätte die Klappe halten sollen. Der HSV machte das Spiel – und Stuttgart das Tor. Einsnull in der 23., Cacau.
Ab da schien der HSV enorm verunsichert. Es gab Ballverluste en masse, die Zuordnung schien nicht mehr zu stimmen, die Vorwärtsbewegung stagnierte.
Ich begann darüber nachzudenken, als erster mit einem Nudelholz bewaffneten Flitzer in die DFB-Pokal-Historie einzugehen.
Zur Halbzeit brachte Fink meinen Mladen – und ich sagte noch, jetzt würde alles gut. Und siehe da: In der 54. fiel der Ausgleich. Wir bejubelten im Stadion Petric, offenbar war es aber ein Eigentor durch Kvist – egal. Hauptsache, einseins.
Doch zu lange sollte die Freude nicht währen. B. unkte in der 60., es gäbe wohl Verlängerung – und wenig später: Schon wieder Cacau, Zwoeins. Ich stieß undamenhafte Flüche aus.
Egal, aufstehen, Mund abwischen – es waren noch fast 30 Minuten. Wir feuerten mit dem Rest Stimme, der uns noch geblieben war, an – und der HSV scheiterte ein ums andere Mal vorm Tor.
Ich zählte in gefühlten 5 Minuten alleine drei Hundertprozentige – einmal ertappte ich mich dabei, wie ich schrie: Den hätte meine Omma mitm Arsch reingemacht!
Es half nix. Der scheiß Ball ging nicht über die Linie. Gefühlt stand immer Ulreich im Weg – ob der HSV ihn permanent anschoß oder er sensationell hielt, sei mal dahingestellt.
Am Ende blieb es dann dabei: Stuttgart zwei, Hamburg eins. Zu wenig fürs Viertelfinale. (Un)Schöne Bescherung.
Die Mannschaft schien fast so geknickt wie wir. Guerrero hatte über 90 Minuten mehr eingesteckt als ein handelsüblicher Klitschko über zwölf Runden, er schien völlig fertig zu sein.
Ja, eigentlich kann man der Mannschaft nicht böse sein, sie hat alles gegeben. Aber doch, einen Vorwurf muß man ihr meiner Meinung nach trotzdem machen: Daß sie es versäumt hat, die zahlreichen Großchancen zu nutzen :-( Die Chancenausbeute muß sich in der Rückrunde dringend steigern!
Mein Pöbler des Spiels war übrigens Kacar – er scheint sich leider zum neuen Westermannmannmann zu entwickeln, was Ballverluste & Co. betrifft. Nicht gut, ich hoffe, Fink merkt das und steuert gegen.
Etwas unhöflich fand ich den Stadionsprecher bzw. den Umgang mit den Gästen: Keine Begrüßung der Gäste, keine Durchsage der Gästetore… Hm. Das machen die Hamburger anders (und ich finde, man bricht sich damit auch keinen Zacken aus der Krone)!
Meine erste Frage, wann denn die Rückspiele stattfinden, wurde inzwischen auch beantwortet: Im August 2012. Grmpfs.
Bis dahin werde ich mal drüber nachdenken, ob ich meine Pokal-Karriere nicht lieber an den Nagel hänge – ich war viermal beim HSV im DFB-Pokal, dabei flogen wir dreimal raus. Man kann ja auch nicht alles können.
Da bis heute kein Viertelfinale unterm Weihnachtsbaum liegt (Und ich hab da schon mehrfach alles abgesucht!), fürchte ich: Wir sind dann also wohl mal wieder raus, wenn auch mit Applaus.
Und trotzdem, und ganz besonders in solchen Momenten:
NUR DER HSV!
PS: Wann is eigentlich endlich wieder Fußball? Ich könnt’ schon wieder!