Seit gestern macht der HSV in Schweden das, was er letzte Saison in der Liga tat: Er kämpft ums Überleben.
Vier Tage Wildnis, mit Zelt und Kajak. Die Handys wurden vor dem Trip, der den Teamgeist fördern soll, eingesammelt – nur der Mediendirektor durfte seins mitnehmen und twittert und facebookt fleißig Fotos.
Ich glaube ja, daß das ne gute Sache ist. Es hilft sicherlich dem Teambuilding, die einzelnen Mannschaftsteile bekamen Aufgaben zugeteilt (Zelte aufbauen, Essen beschaffen, sowas halt). Man muß sich auf den anderen verlassen können – so, wie man es auch aufm Platz tun können sollte.
Die Aufgaben haben Symbolkraft. Die Abwehr ist für die Verpflegung zuständig, Punkte sammeln, und so. Der Angriff dagegen soll Feuer entfachen – und hoffentlich auch kommende Saison für heiße Aktionen im gegnerischen Strafraum sorgen.
Bei Facebook gibt es schon ein hübsches Fotoalbum von unterwegs – die Bilder kann man selbst ohne FB-Zugang sehen.
Überraschend und ein wenig beeinruhigend: Auf dem “Erwartungen“-Flipchart steht auf Punkt eins “Ruhe, Runterkommen” – und erst als zweites “Überleben”.
Genau das scheint mir symptomatisch für den HSV der letzten Saison zu sein. Da wurde zu häufig lieber ein wenig übern Rasen gechillt, bloß kein Streß, alles easy – während der Gegner Tor um Tor in unsrem Kasten versenkte.
Das muß sich zur neuen Saison dringend ändern! Und ich hoffe, daß die Herren Profis da in Schweden umdenken. Daß der Hunger (nach Nahrung oder Erfolg) zurückkehrt.
Was kann man sonst aus dem Survival-Trip mitnehmen für den Bundesliga-Alltag? Meiner Meinung nach eine Menge.
Die Spieler schlafen zu zweit und dritt in Zelten. Das scheint mir der perfekte Ort zu sein, um zu üben, auf engstem Raum am (gegnerischen) Mann vorbeizukommen.
Wer “groß” muß, so Jörn Wolf im Schweden-Tagebuch, “soll bitte hinterher einen Stein drüber legen”. Auch das lässt sich durchaus auf die Bundesliga übertragen: Die, Verzeihung, Scheiße der letzten Saison einfach mal abhaken. Schwamm bzw. Stein drüber.
Und beim nächsten Stein erst mal vorsichtig gucken, was drunter liegt.
Und falls das mit dem angekündigten Brot backen und Fischen nicht klappt, dann lernen sie noch was: Gras fressen. Eine Fähigkeit, die vielen Spielern letzte Saison gefehlt hat.