Meine ersten Jahre als HSV-Fan bin ich fast ausschließlich auswärts gefahren. Klar, wenn man Teenie ist und 600 km von Hamburg entfernt wohnt, ist das mit den Heimspielen eher schwierig. Stuttgart, Karlsruhe, Frankfurt, Lautern – sehr viel mehr war damals nicht drin.
Durch meinen Umzug nach Berlin nach dem Studium rückte Hamburg in Pendel-Distanz und meine Anzahl an Heimspielen stieg rapide an und der Radius meiner Auswärtsfahrten erweiterte sich.
Mit der Dauerkarte kamen dann noch mehr Heimspiele dazu. Dennoch war natürlich jedes Heimspiel irgendwie auch ein Auswärtsspiel.
Gleichzeitig fühlten sich aber meine Auswärtsspiele auch nie ganz richtig an – sie begannen und endeten eben nicht in Hamburg.
Jetzt also, endlich: echte Auswärtsspiele und echte Heimspiele.
Wir starteten in die Saison mit einer Auswärtstour nach Köln. Mit dem Auto ging’s am Sonnabend früh los auf die Autobahn. Außer einigen Regengüssen, die uns so die Sicht nahmen, daß wir nur noch mit 40 km/h voran kamen, lief alles super.
Wir kamen unterwegs durch lustige Ortschaften mit Namen wie ‘Sträßchen’ (Es war auch nur ein Sträßchen mit wenigen Häusern rechts und links) und ‘Fettehenne’ (Ich konnte keinerlei Geflügel entdecken – was für ein Etikettenschwindel!).
Die Suche nach dem für Gäste empfohlenen Parkplatz kostete uns in Köln fast mehr Zeit als die ganze Fahrt – es schien P1 bis P3 zu geben, aber eben keinen P4. Und genau zu dem wollten/ sollten wir.
Irgendwann siegte die Ungeduld und wir parkten einfach auf dem nächstbesten.
Also rein in die Klamotte und ab in den Gästeblock. Umgucken. Durchatmen. Endlich wieder Fußball!
Köln begrüßte uns (oder eher sich selbst in der Bundesliga) mit Cheerleadern, Konfetti und einem kölschen Spruchband.
Bei Zwischenständen von anderen Plätzen ertönt ein Meckern von Hennes und die Brötchentaste im Parkhaus nebenan heißt offenbar ‘Kiss & Ride’. Aber hey, andere (Bundes)Länder, und so.
Das Spiel an sich war ganz okay. Der HSV traf das Tor nicht, kassierte aber wenigstens auch kein Gegentor. Man wird ja bescheiden.
Auf der Rückfahrt gab’s wieder Starkregen und bei ‘Friedhelm’s Truckstop’ okaye Currywurst und ziemlich großartige Pommes.
WDR 2 spielte allen Ernstes im August ‘Last Christmas’ und in Leverkusen stand zu meiner großen Überraschung plötzlich ein Stadion neben dem Grünstreifen der Autobahn – und das ganz ohne Vorwarnung.
Unterm Strich waren wir dann also 873,3 Kilometer und rund 14 Stunden unterwegs, für 90 Minuten Fußball und null Tore…
Aber hey, endlich wieder Fußball! Und nachts von einer Auswärtsfahrt zurück zu kommen und an Köhlbrandbrücke und Hafenkränen vorbei nach Hamburg rein zu fahren…. HACH!